Vasellas Schützenhilfe für Abzocker-Initiative

Die 72 Millionen Franken für den zurücktretenden Novartis-Präsident Daniel Vasella sind ein harter Schlag für die Gegner der Abzocker-Initiative. Darüber sind sich Kommentatoren in den Schweizer Zeitungen einig.

Hohe Entschädigung für Novartis-Präsident Vasella hilft wohl der Abzocker-Initiative. (Bild: sda)

Die 72 Millionen Franken für den zurücktretenden Novartis-Präsident Daniel Vasella sind ein harter Schlag für die Gegner der Abzocker-Initiative. Darüber sind sich Kommentatoren in den Schweizer Zeitungen einig.

Am Freitag war bekannt geworden, dass sich Daniel Vasella sein Konkurrenzverbot mit 72 Millionen Franken entschädigen lässt. Die Summe soll über sechs Jahre ausgezahlt werden und entschädigt gleichzeitig die Beratungs- und Coachingtätigkeit, die Vasella in dieser Zeit für Novartis leistet.

Vasella kündigte via Medien an, den Nettobetrag aus dieser Vereinbarung vollständig für gemeinnützige Zwecke spenden zu wollen.

Die Wogen der Empörung trafen ihn trotzdem mit voller Wucht: Justizministerin Simonetta Sommaruga zeigte sich in der «Arena» von Schweizer Fernsehen SRF «sprachlos». «Es brodelt in der Bevölkerung», warnte sie. FDP-Präsident Philipp Müller warf Vasella vor, die «liberale Schweiz aufs Schafott zu führen».

Zeitungskommentatoren sind sich einig, dass Vasella den Befürwortern der Abzocker-Initiative einen grossen Gefallen getan hat. Ein Ja zur Initiative des Schaffhauser Ständerats Thomas Minder sei nun kaum mehr zu verhindern, heisst es im Kommentar von «Bund» und «Tages-Anzeiger». «Novartis-Präsident Vasella dürfte das Kunststück gelungen sein, den Abstimmungskampf praktisch im Alleingang entschieden zu haben.»

Der Wunsch, ein Zeichen zu setzen

Der von Vasella bestätigte Betrag verleihe der Initiative Schub, schreibt auch der Kommentator der «Berner Zeitung». Angesichts des bisherigen Vorsprungs der Initianten bei Umfragewerten und diverser Patzer ihrer Gegner bahne sich für Minder je länger je mehr ein souveräner Start-Ziel-Sieg an.

Die «Neue Luzerner Zeitung» kommentierte: «Mit seiner Selbstbedienungsmentalität bringt Vasella die Volksseele zum Kochen. Kein Wunder, wenn die Zahl jener steigt, welche in zwei Wochen ein Ja zur Abzocker-Initiative in die Urne legen werden.» Der Wunsch, ein Zeichen zu setzen, sei grösser denn je.

«Vasella-Effekt»

Der «Walliser Bote» sprach von einem «Vasella-Effekt»: Wenn dieser zum Tragen komme, nütze Economiesuisse auch das viele Geld nichts, mit welchem der Wirtschaftsdachverband die Bevölkerung von seinen Argumenten überzeugen wolle.

Das «St. Galler Tagblatt» titelte: «Vasella spielt Minder in die Hände». Die Freiburger Zeitung «La Liberté» schrieb, dass die Enthüllungen für Minder gerade «zur rechten Zeit» kämen.

Vasellas Entschädigung könnte in der Tat einen Einfluss auf den Abstimmungsausgang haben. Die letzten sechs Wochen vor einer Abstimmung seien immer sehr wichtig, sagte Lukas Golder vom Forschungsinstitut gfs.bern in der Nachrichtensendung «Rendez-vous». «Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Gegner noch etwas nachlegen können», sagte auch Politgeograf Michael Hermann.

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