Vater der Mikrokredite Muhammad Yunus wird 75

Lange haben nur Wucherer armen Menschen Kredite gegeben und sie so oft in Schuldknechtschaft getrieben. Muhammad Yunus entwickelte dann ein Mikrokredit-System. Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis. Nun wird Yunus 75.

Der Ökonom und Nobelpreisgewinner Muhammad Yunus wird 75.

(Bild: DANIEL DAL ZENNARO)

Lange haben nur Wucherer armen Menschen Kredite gegeben und sie so oft in Schuldknechtschaft getrieben. Muhammad Yunus entwickelte dann ein Mikrokredit-System. Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis. Nun wird Yunus 75.

Das Lebenswerk von Muhammad Yunus begann mit 27 Dollar. Er lieh das Geld 42 mittellosen Korbflechtern in einem Dorf in Bangladesch, unweit der Universität von Chittagong, wo er Anfang der 1970er-Jahre Wirtschaftstheorie lehrte. Die Korbflechter bauten ihre winzigen Handwerksbetriebe aus und zahlten – sehr zur Überraschung von Yunus – das Darlehen zurück.

Bald zog der junge Professor von Dorf zu Dorf, um Kleinstunternehmer zu unterstützen. So war die Idee von Mikrokrediten für Arme geboren: Geld an diejenigen verleihen, für die normale Bankkredite unerreichbar sind. Ohne Sicherheiten, aber mit Zinsen – und meist an Frauen.

1983 gründete Yunus die Grameen-Bank, die bald Millionen von Menschen in Bangladesch unterstützte. Überall auf der Welt fand er Nachahmer. Als Yunus 2006 zusammen mit der Grameen-Bank den Friedensnobelpreis bekam, gab es Kleinkreditgeber in mehr als 100 Ländern. Nun wird der visionäre Ökonom 75 Jahre alt.

Mit 33 Professor

Geboren wurde Yunus 1940 als Sohn eines Goldschmieds in der Hafenstadt Chittagong, in der damaligen Kronkolonie Britisch-Indien. Nach einem Studium an der Universität Dhaka ging er mit einem Fulbright-Stipendium in die USA. Im Alter von nur 33 Jahren wurde er Wirtschaftsprofessor an der Universität seiner Geburtsstadt.

Yunus war schnell davon überzeugt, dass sich Arme mit Hilfe von Mikrokrediten selbst aus ihrer Not befreien können. Warum aber bekam er nicht den Wirtschaftsnobelpreis? «Armut ist eine Bedrohung für den Frieden», sagt er in einem Interview nach der Preisverleihung in Oslo. Arme Menschen würden ihre reicheren Nachbarn nicht friedlich schlafen lassen, weil sie verzweifelt sind. «Die Brutstätte für Terrorismus ist erbärmliche Armut», sagte er.

Mittlerweile umfasst das Imperium von Yunus nicht mehr nur die Bank, sondern mehr als 50 soziale Unternehmen. Auf Kritik aus dem Ausland, Mikrokredite seien nicht das richtige Werkzeug gegen Armut, erwiderte Yunus: «In Bangladesch haben es 64 Prozent unserer Kunden geschafft, aus eigenen Kräften aus der Armut herauszukommen.» Die Rückzahlungsrate der Kredite liege bei 98 Prozent – trotz Wirbelstürmen und Überschwemmungen, und ohne Kreditverträge, Sicherheiten und Anwälte.

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