Der Vater der entführten und getöteten Marie will sich nicht für eine Verschärfung des Strafrechts engagieren. «Ich werde mich nicht instrumentalisieren lassen», sagte der 54-jährige Pfarrer dem «SonntagsBlick». Aber vielleicht werde er seine Erfahrungen einem Care-Team weitergeben.
Den Täter werde er beim Prozess nicht sehen wollen. «Ich habe ihm auch nichts zu sagen. Er ist ein armer Mensch und zeigt keinerlei Zeichen der Reue», sagte der Vater des Opfers im Interview weiter.
Auf die Frage, welche Strafe der Täter verdient habe, sagte der 54-Jährige: «Das ist nicht entscheidend. Es geht jetzt darum, die Gesellschaft vor solchen Menschen zu schützen.» Gegenüber dem Täter empfinde er keinen Hass. «Es lohnt sich nicht, dass der Hass einen zerfrisst.»
Als er die Todesnachricht erfahren habe, habe er gedacht, «dass so etwas doch einfach nicht möglich sein kann. Dass ein Verurteilter meine Tochter tötet.» Er habe sich auch gefragt, wieso Marie nach der Entführung im Auto keinen Unfall provoziert habe. «Aber sie war wohl gelähmt vor Angst.»
Marche Blanche am Pfingstmontag
Am Freitagabend haben in der voll besetzten Kirche von Villars-sur-Ollon VD, gegen 300 Menschen an einer Gedenkfeier für die entführte und später ermordete 19-jährige Marie teilgenommen. Die Andacht wurde von der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Waadt organisiert. Der Vater des Opfers arbeitet als Pfarrer in der Kirchgemeinde Ollon-Villars.
An Pfingstmontag findet in Lausanne eine Marche Blanche als Hommage an Marie statt. Die 19-jährige Frau war letzten Montag in Payerne VD von einem 36-jährigen Mann, zu dem sie eine Beziehung hatte, gewaltsam ins Auto gezerrt und entführt worden.
Der Entführer konnte nach einer wilden Verfolgungsjagd am Mittwoch verhaftet werden. In der darauf folgenden Nacht führte er die Polizei zur Leiche der Frau.
Der Täter war im Jahre 2000 wegen Entführung, Vergewaltigung und Mord verurteilt worden und befand sich seit letztem Sommer mit einer elektronischen Fussfessel im Hausarrest.