Der Vater der jungen Inderin, die nach einer Vergewaltigung starb, fordert die Todesstrafe für alle Täter, auch den minderjährigen Verdächtigen. An diesem Montag sollen die volljährigen Beschuldigten in Neu Delhi vor Gericht erscheinen. DNA-Proben belasten alle von ihnen eindeutig.
„Den Tod für alle sechs von ihnen“, sagte der Vater der 23-Jährigen der britischen Sonntagszeitung „The Sunday People“. „Diese Männer sind Monster. An ihnen sollte ein Exempel statuiert werden.“
Die indische Physiotherapie-Studentin war vor drei Wochen in einem fahrenden Bus in der Hauptstadt Neu Delhi mehrfach brutal vergewaltigt, mit einer Eisenstange traktiert und anschliessend blutend aus dem Bus geworfen worden. Am Samstag vor einer Woche starb sie schliesslich an ihren Verletzungen.
In Indien wird im Durchschnitt alle 20 Minuten eine Vergewaltigung angezeigt. Frauenrechtlerinnen zufolge kommen die meisten Fälle aber gar nie ans Tageslicht. Die Brutalität dieses Falles sorgte international für Entsetzen und löste in Indien Massenproteste sowie eine Debatte über schärfere Gesetze für Vergewaltiger aus.
Den erwachsenen Beschuldigten soll an diesem Montag die Anklageschrift übergeben werden. Neben Mord werden ihnen Vergewaltigung, Entführung und andere Verbrechen vorgeworfen. Danach soll der Fall an ein neues Schnellgericht übergeben werden, das den eigentlichen Prozess führt.
Schwere Vorwürfe gegen die Polizei
Der Begleiter des Vergewaltigungsopfers, der die Tat verletzt überlebte, erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen Passanten und die Polizei in Neu Delhi.
Der befreundete Begleiter der 23-Jährigen sagte in seinem ersten Interview, fast eine halbe Stunde lang habe niemand geholfen, nachdem die Täter sie aus einem Bus geworfen hätten.
Der 28-jährige Begleiter sagte dem Hindi-Sender Zee News, die Frau habe stark geblutet, nachdem sie beide aus dem Bus geworfen worden seien. „Autos, Auto-Rikschas und Motorräder bremsten, aber rasten dann davon. Ich winkte um Hilfe. Diejenigen, die anhielten, starrten uns an und diskutierten, was passiert sein könnte. Aber niemand unternahm etwas, wir warteten 20 bis 25 Minuten auf Hilfe.“
Dann habe zwar jemand die Polizei alarmiert, nach Eintreffen der Beamten sei es aber zu weiteren Verzögerungen gekommen, sagte der Mann. „Statt zu helfen, diskutierten sie über Zuständigkeitsbereiche.“
Die Polizei wies Vorwürfe verschleppter Hilfeleistung zurück. Der erste Streifenwagen habe die beiden Opfer sechs Minuten nach Eingang des Notrufs erreicht, teilte die Polizei am Samstag mit. 34 Minuten nach dem Notruf hätten Polizisten mit den Opfern das Spital erreicht. Das belegten die GPS-Systeme der Streifenwagen. Es habe „keine Versäumnisse“ der Polizei gegeben.
Name des Opfers veröffentlicht
Der Vater nannte unterdessen in einer Boulevardzeitung den Namen seiner verstorbenen Tochter. „Wir wollen, dass die Welt ihren richtigen Namen kennt“, sagte er. „Ihren Namen preiszugeben wird andere Frauen ermutigen, die solche Angriffe überlebt haben.“
Indische Gesetze verbieten es, Namen von Vergewaltigungsopfern oder andere Angaben zu veröffentlichen, die zur Identifizierung führen können. Dies soll das Opfer vor gesellschaftlicher Stigmatisierung schützen.