Premiere im Vatikan: Die Finanzaufsicht des Vatikan (AIF) hat am Mittwoch den ersten Jahresbericht über ihre Tätigkeit vorgestellt. Darin geht es um Finanzinformation und Aufsicht, sowie Vorbeugung und Bekämpfung der Geldwäsche und Terror-Finanzierung.
Im vergangenen Jahr wurden sechs Geldwäsche-Verdachtsfälle an die vatikanische Justiz gemeldet, wie AIF-Direktor René Brülhart berichtete: «In den letzten Jahren hat der Vatikan seinen Einsatz zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismus-Finanzierung verschärft».
Der Kampf gegen die Geldwäsche sei eine moralische Pflicht für den Vatikan. 2012 seien 2400 Geldtransaktionen mit dem Vatikan mit einem Betrag von über 10’000 Euro gemeldet worden.
Dass 2012 mehr Verdachtsfälle angezeigt wurden als früher, wertete Brülhart als ein gutes Zeichen: «Der von uns eingeschlagene Weg ist der richtige, das seit Ende 2010 aufgebaute System beginnt zu funktionieren.»
«Tiefen-Screening» im Vatikan
Die Vatikan-Bank IOR hatte über Jahre hinweg einen zweifelhaften Ruf wegen wenig transparenter Geschäfte. Italiens Zentralbank hatte zuletzt zeitweise elektronische Zahlungen des Vatikans gestoppt und argumentiert, der Heilige Stuhl erfülle immer noch nicht die internationalen Standards gegen Geldwäsche.
Im Vatikan hat nach Brülharts Worten ein «Tiefen-Screening» begonnen, um in einigen Monaten ein genaueres Bild über die Kunden der IOR-Bank zu haben.
Die Finanzaufsichtsbehörde AIF war Ende 2010 von Papst Benedikt XVI. geschaffen worden, um eine grössere Transparenz der vatikanischen Finanzgeschäfte zu gewährleisten und Mängel im Kampf gegen Geldwäsche zu beheben.
Vatikan will auf «Weisse Liste»
Die «Autorità di Informazione Finanziaria» (AIF) kontrolliert alle Geldflüsse im Vatikan. Ein Bericht des Europaratsausschusses «Moneyval» vom vergangenen Juli hatte ergeben, dass der Vatikan 9 von 16 Transparenz-Kriterien weitgehend oder vollständig erfüllt, 7 Kriterien nur unzureichend.
Immerhin hat der Vatikan bereits mit drei Staaten – Belgien, Spanien und Slowenien – Abkommen zum Austausch von Finanzdaten vereinbart. Vor kurzem folgte ein Anti-Geldwäsche-Abkommen mit den USA. Zudem werden ähnliche Vereinbarungen vor allem auch mit europäischen Ländern angestrebt. Der Vatikan will auf die «Weisse Liste» jener OECD-Staaten, deren Finanzgebaren internationalen Standards genügen.