Die schweren Erdbeben in Norditalien haben auch den Vatikan schwer getroffen. Hunderte Kirchen wurden zum Teil stark beschädigt. Jedes dritte Gotteshaus im Erdbebengebiet ist zerstört. Den Vatikan plagen nun Geldsorgen. Bei der italienischen Regierung in Rom sieht die Lage ähnlich aus.
Der Vatikan könne nur für einen Teil der enormen Restaurierungskosten aufkommen, berichteten italienische Medien am Donnerstag. Die Kirchengelder würden für den Wiederaufbau so vieler Gebetshäuser nicht ausreichen.
Allein in der Provinz Modena wurden 45 zerstörte Kirchen gemeldet. In der Provinz Mantua gab es Schäden in über 100 Kirchen. Besonders stark beschädigt ist der Dom der Ortschaft Mirandola im Epizentrum des Bebens. Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert stürzte in sich zusammen.
Don Camillos Kirche betroffen
Auch von der San Francesco-Kirche, einem der ältesten franziskanischen Gotteshäuser in Italien, blieben nur Trümmer übrig. Beschädigt wurde auch die Dorfkirche von Brescello, die als Schauplatz der Filmserie „Don Camillo und Peppone“ international berühmt geworden war.
Das Erdbeben hatte sogar Folgen in Padua, das etwa 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Dort vertieften sich bereits vorhandene Risse in den Kuppeln der Basilika des Heiligen Antonius, eines der berühmtesten und meistbesuchten Gotteshäuser Italiens.
Staatliche Budgetziele gefährdet
Experten in Rom befürchten, dass Italien wegen der hohen Ausgaben für den Wiederaufbau des Erdbebengebiets das Ziel verfehlen könnte, bis 2013 eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen. Das parteiunabhängige Kabinett schliesst nicht aus, dass die hohen Kosten verbunden mit der schwierigen Wirtschaftssituation die Rezession im Land noch mehr vertiefen könnten.
Die Wirtschaft werde noch das ganze Jahr schrumpfen, sagte dazu Notenbankchef Ignazio Visco. Erst 2013 könne man mit einigen Signalen der Besserung rechnen. Sollte sich das Wirtschaftsszenario nicht noch weiterhin verschlechtern, geht die Notenbank von einem Wirtschaftsrückgang im Gesamtjahr 2012 von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.
Mehr Zeltlager und mehr Nachbeben
Unterdessen haben in Norditalien bis zu 14’000 Menschen, deren Häuser zerstört wurden, in Zelten Quartier bezogen. Im betroffenen Gebiet um die Stadt Modena wurden zusätzlich zu den Camps, die bereits nach dem Beben vom 20. Mai aufgebaut worden waren, 32 neue Zeltlager errichtet. Viele campen zudem aus Angst vor weiteren Erschütterungen in privaten Zelten in der Nähe ihrer Wohnungen.