VBS-Chef Maurer hält an FIS Heer fest

Die Schweizer Armee betreibt das Führungsinformationssystem (FIS) Heer weiter, das trotz Ausgaben von 700 Millionen Franken bisher nicht funktioniert. Der Einsatzbereich der computerbasierten Kommandodatenbank wird aber stark eingeschränkt.

VBS-Chef Ueli Maurer (Archiv) (Bild: sda)

Die Schweizer Armee betreibt das Führungsinformationssystem (FIS) Heer weiter, das trotz Ausgaben von 700 Millionen Franken bisher nicht funktioniert. Der Einsatzbereich der computerbasierten Kommandodatenbank wird aber stark eingeschränkt.

Ende 2011 hatte Verteidigungsminister Ueli Maurer vor den Medien laut darüber nachgedacht, das Projekt FIS für die vernetzte Echtzeitführung auf Eis zu legen, bis die technischen Voraussetzungen gegeben seien.

Nun ist klar: Er will grundsätzlich daran festhalten. VBS-Sprecherin Silvia Steidle bestätigte einen entsprechenden Bericht von „Tages-Anzeiger“ und „Bund“ vom Samstag.

Jedoch soll der Einsatzbereich des Systems stark eingeschränkt werden. Das Militärdepartement habe sich für eine „temporäre Reduktion der Einsatztiefe“ entschieden, heisst es in einem Bericht, der den beiden Zeitungen auszugsweise vorliegt.

Der Bericht werde am kommenden Dienstag offiziell publiziert, sagte Steidle. Gleichentags werde die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrates über den Bericht beraten.

„Markante Einbusse“

Es wird nicht wie ursprünglich geplant jede Gruppe, jedes Fahrzeug oder gar jeder einzelne Soldat ins System integriert. Ausgerüstet werden sollen nur grössere Einheiten, etwa Kompanien. Grund für die Beschränkung ist, dass die Datenflut, die das FIS Heer produziert, im mobilen Einsatz nicht bewältigt werden kann.

Mit der geringeren Einsatztiefe könnten die Telekommunikationssysteme genauso entlastet werden wie die Betriebs- und Instandhaltungsbudgets, hält das VBS im Bericht fest. Gleichzeitig entstehe allerdings eine „markante Einbusse“ in der Führungsfähigkeit bei mobilen Einsätzen. Zudem werde das Lagebild weniger präzis.

Die ursprünglichen Leistungsanforderungen könnten erst mit einer „massiven Ausweitung der Kapazitäten für die mobile Telekommunikation erfüllt werden“, schreibt das VBS weiter. Bei der Beschaffung des Systems sei dieser Aspekt völlig vernachlässigt worden.

Das FIS Heer stehe vor „grossen Herausforderungen und Unwägbarkeiten“ und sei nur „eingeschränkt miliztauglich“, steht im Bericht. Jedoch funktioniere es im stationären Bereich und sei bei grossen Übungen bereits erfolgreich eingesetzt worden.

20 Millionen Franken pro Jahr

Wie stark der Weiterbetrieb des FIS Heer das Armeebudget belasten wird, lässt sich offenbar nicht exakt eruieren. Eine vollständige Kostentransparenz sei nicht möglich, heisst es im Bericht. Es bestünden Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen den Beschaffungs- und den Betriebskosten. Als Richtwert schätzt das VBS die jährlichen Kosten auf 20 Millionen Franken.

Die bloss „temporäre“ Einschränkung bedeutet, dass ein grosser Teil des beschafften Materials eingelagert wird, bis Klarheit über Verfügbarkeit und Kauf von neuen Telekommunikationsgeräten besteht.

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