Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat am Sonntag den Zentralbankchef des südamerikanischen Krisenlandes, Nelson Merentes, entlassen und durch den Politiker Ricardo Sanguino ersetzt. Medienberichten zufolge hatte Maduro Merentes zum Rücktritt gedrängt.
Merentes reichte sein Rücktrittsgesuch ein, nachdem er zuletzt wegen der rasanten Inflation stark unter Druck geraten war. Der 73-jährige Sanguino hat langjährige Erfahrungen als Abgeordneter und Vorsitzender des Haushaltsausschusses sowie in weiteren Schlüsselpositionen.
Zwar erwähnte Maduro die derzeitige Währungskrise des Landes nicht ausdrücklich, doch dürfte letztlich für den Rücktritt von Merentes der Vorwurf ausschlaggebend gewesen sein, er habe die Ausgabe neuer Banknoten verpfuscht.
Venezuela hatte in der vergangenen Woche mit wochenlanger Verspätung neue Banknoten eingeführt. Das neue Geld hätte eigentlich schon im Dezember in Umlauf kommen sollen, es gab jedoch Verzögerungen. Bargeld wurde knapp und viele Venezolaner standen umsonst Schlange, um ihre alten Banknoten umzutauschen.
1660 Prozent Inflation erwartet
Die Regierung will den 100-Bolívar-Schein abschaffen, bisher die am meisten genutzte Banknote und die mit dem höchsten Nennwert. Sie sollte eigentlich ebenfalls schon im Dezember aus dem Verkehr gezogen werden. Nach wütenden Protesten und Plünderungen verschob Maduro die Frist jedoch mehrfach. Nun soll der Schein noch bis 20. Februar gültig bleiben.
100 Bolívar waren zuletzt nur noch wenige US-Cent wert. Die Inflationsrate in Venezuela gilt als höchste der Welt. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) lag sie 2016 bei 475 Prozent und dürfte dieses Jahr auf 1660 Prozent steigen.
Das ölreiche Venezuela steckt bereits seit Längerem in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Nahrungsmittel und Medikamente sind knapp. Maduro sieht eine von den USA gesteuerte kapitalistische Verschwörung am Werk. Die Opposition hingegen wirft ihm vor, selbst für die Krise verantwortlich zu sein.