Der mutmassliche Anschlagsplaner in Chemnitz ist den Beamten am Samstag nur ganz knapp entwischt. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Die Fahndung nach dem 22-jährigen Syrer läuft weiter auf Hochtouren.
Der Mann habe sich am Samstagmorgen an der Tür des observierten Wohnblocks gezeigt, während die Polizei noch dessen Bewohner evakuierte und die Umgebung absperrte, sagte die stellvertretende Sprecherin des Landeskriminalamtes Sachsen (LKA), Kathlen Zink. Die Sicherheitsmassnahmen seien nötig gewesen, da die Ermittler Sprengstoff in dem mehrstöckigen Plattenbau vermuteten.
Die Beamten hätten einen Warnschuss abgegeben und seien davon ausgegangen, dass der Verdächtige daraufhin zurück in die Wohnung flüchtete, die ein Spezialeinsatzkommando später stürmte. Dort fanden die Beamten allerdings nur den Sprengstoff vor, den sie in der Nacht kontrolliert zur Detonation brachten.
Unklar sei, ob der Mann zufällig an den Eingang gekommen sei oder durch die Vorbereitung der Razzia alarmiert wurde. «Aufgrund der starken Polizeipräsenz liegt der Verdacht nahe, dass er etwas mitbekommen hat», sagte die Sprecherin.
Zweiter Syrer festgenommen
Am Sonntag weitete die Polizei die Ermittlungen auf einen zweiten Syrer aus, den Mieter der gestürmten Wohnung, der am Samstag festgenommen worden war. Zwei weitere Verdächtige wurden wieder auf freien Fuss gesetzt.
Gegen den Mieter und den Flüchtigen wird wegen des Verdachts auf die Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat ermittelt. Sollten sie verurteilt werden, droht ihnen eine Haftstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.
Am Nachmittag stürmte ein Spezialeinsatzkommando zudem eine weitere Wohnung in Chemnitz. Die Beamten hätten dort einen Bekannten des flüchtigen Verdächtigen in Gewahrsam genommen, sagte ein LKA-Sprecher. Der Bekannte werde nun befragt. In der Wohnung hätten sich auch dessen Frau und Kind aufgehalten, die beim Zugriff einen Schock erlitten. Es gebe jedoch keine Verletzten und es sei auch kein Schuss abgefeuert worden.
In Sicherheitskreisen wird vermutet, dass der gesuchte Syrer Kontakt zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hatte. Der Polizeisprecher wollte dies allerdings nicht bestätigen. Die Polizei werde sich dazu erst äussern, wenn sie konkrete Fakten habe, sagte er. Derzeit gingen die Ermittler in dem Fall zahlreichen Hinweisen nach.