Bei Eingriffen am offenen Herzen in der Schweiz ist es zu vereinzelten Infektionen mit einem an sich harmlosen Bakterium gekommen. Vermutliche Quelle ist ein technisches Gerät, das bei den Operationen benutzt wird. In den Spitälern wurden Gegenmassnahmen getroffen.
Zu den Infektionen war es gekommen, nachdem den Patienten Implantate eingesetzt worden waren. Bisher waren sechs Patienten betroffen, zwei davon sind mittlerweile gestorben, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und das Heilmittelinstitut Swissmedic am Montag gemeinsam mitteilten. Es wird von insgesamt bis zu 40 Fällen ausgegangen.
Übertragungsweg unklar
Die beiden Patienten seien an Folgen der Infektion verstorben, sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, zur Mitteilung. Es sei möglich, die Infektion zu behandeln und danach erneut zu operieren. Mit den Erkrankungen befasst sich auch eine Publikation im Fachjournal «Journal of clinical Microbiology».
Vermutliche Ursache der Infekte seien Hyperthermiegeräte, die bei Herzoperationen eingesetzt werden, hiess es in der Mitteilung. In mehreren Spitälern wurde das Bakterium Mycobacterium chimaera im Wasser und in der Abluft der Geräte nachgewiesen.
Hypothermiegeräte werden für die Regulierung der Bluttemperatur eingesetzt. Betrieben werden sie mit gefiltertem Leitungswasser. Das grundsätzlich ungefährliche Bakterium kommt natürlicherweise überall vor – auch im Trinkwasser.
Unter besonderen Umständen könne es aber im Operationssaal in Einzelfällen zu Infektionen mit dem Bakterium kommen, die ein bis zwei Jahre nach dem Eingriff zu einer «ernsthaften Erkrankung» führen können, wie es in der Mitteilung hiess. Unklar ist, wie genau das Bakterium vom Gerät auf Patienten übertragen wird.
Hotline für Patienten
Insgesamt 16 Spitäler führen in der Schweiz herzchirurgische Eingriffe durch, und alle benutzen die fraglichen Hypothermiegeräte. Das Mycobacterium chimaera sei in bisher drei Spitälern festgestellt worden, schrieben das BAG und Swissmedic. Untersuchungsresultate in den anderen Kliniken stünden noch aus.
Die bisher bekannten betroffenen sechs Patienten waren im Zeitraum von 2008 bis 2012 operiert worden. Seit 2008 sind in den 16 herzchirurgischen Abteilungen in Schweizer Spitälern bei ungefähr 20’000 Eingriffen am offenen Herzen Implantate eingesetzt worden. Dabei waren jeweils Hyperthermiegeräte zum Einsatz gekommen.
Veränderungen wegen Infektionen nach dem Einsetzen von Implantaten – etwa eine künstliche Herzklappe – können laut der Mitteilung Kardiologen bei der Jahreskontrolle feststellen. Wer sich beunruhigt fühle, solle sich bei einem Herzspezialisten melden. Auch hat das BAG eine Telefon-Hotline für Patienten eingerichtet (031 322 21 00, 8 bis 18 Uhr).
Sofortmassnahmen ergriffen
Ausserdem wurden Sofortmassnahmen ergriffen: Eine spezielle Wartung der Geräte hat bisher Infektionen verhindert. Swissmedic muss überprüfen, ob sich die Spitäler und die Hersteller der Geräte die Auflagen korrekt umsetzen. Auch wurden Spitäler und Herzchirurgen informiert.