Der Internetvergleichsdienst comparis.ch rechnet für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Krankenkassenprämien um über 2 Prozent. Vor allem die Fallpauschalen in den Spitälern erweisen sich laut comparis.ch als wahre Kostentreiber. Die Spitäler weisen die Kritik zurück.
Während die allgemeinen Gesundheitskosten im ersten Quartal 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent gestiegen seien, liege die Zunahme bei den Spitälern bei 36 Prozent. «Die Zahlen zeigen, dass die Spitäler in den Tarifverhandlungen zu den Fallpauschalen für sie gute Bedingungen durchsetzen konnten», sagte Comparis-Experte Felix Schneuwly auf Anfrage.
Beim Spitalverband H+ weist man die Kritik zurück. «Das erste Quartal 2013 lässt sich nicht mit dem Vorjahr vergleichen», sagte H+Sprecherin Dorit Djelid. Denn Anfang 2012 seien die Fallpauschalen erst gerade eingeführt worden, in vielen Spitälern habe sich die Rechnungsstellung auf das zweite oder dritte Quartal verschoben.
Kantone sind gefordert
«Die Fallpauschalen können somit nicht zum Hauptverantwortlichen für den Prämienschub gemacht werden», so Djelid. Auch Schneuwly sieht in der verzögerten Rechnungsstellung einen Grund für den Kostenanstieg. «Daneben sind aber auch die tatsächlichen Kosten angestiegen», ist er überzeugt.
Mit der Einführung der Fallpauschalen sollten die Spitalkosten eigentlich gesenkt werden. Die Spitäler erhalten neu pro Patient und Diagnose einen fixen Betrag, unabhängig davon, wie lange dieser im Spital bleibt.
Schneuwly schätzt, dass die Rechnung mittel- bis langfristig aufgehen könnte. «Voraussetzung ist aber, dass die Kantone ihre Verantwortung wahrnehmen. Es braucht den Mut, kleine, unrentable Spitäler zu schliessen. Zudem muss nicht jedes Spital die ganze Palette an Behandlungen anbieten.» Auch noch ausstehende Entscheide des Bundesgerichtes zu den Tarifen hätten einen Einfluss.
Medikamentenpreise gestiegen
Neben den Fallpauschalen nennt comparis.ch weitere Gründe für den Kostenanstieg im Gesundheitswesen. Zum Beispiel seien die Preise für neu zugelassene Medikamente deutlich gestiegen. Auch das Mengenwachstum habe den Kostendruck erhöht.
«Ein weiterer Kostentreiber sind die kleinen Geschenke des Gesundheitsministers und des Parlaments: etwa die Abschaffung des Selbstbehalts bei Schwangerschaftskomplikationen, die höheren Labortarife in Arztpraxen oder die Finanzierung von Raucherentwöhnung mit dem Medikament Champix», sagte Schneuwly.
Angekündigter Prämienschock bleibt aus
Letztes Jahr hatte comparis.ch noch vor einem Prämienschock für 2014 gewarnt. Mit einer Prämienerhöhung um 2 Prozent ist der Anstieg allerdings moderat und nur leicht höher als im Vorjahr mit 1,5 Prozent. Im Jahr 2011 waren die Prämien um 6,5 Prozent gestiegen, im Jahr davor gar um 8,7 Prozent.
«Betrachtet man die tatsächliche Kostenentwicklung, müssten die Prämien massiv mehr steigen», sagte Schneuwly. «Die Krankenkassen leben weiterhin von den Reserven. Das ist eine gefährliche Entwicklung, irgendwann werden die Prämien nach oben schnellen.»
Bereits im nächsten Jahr mit deutlich höheren Prämien rechnen müssen Versicherte mit HMO-Modell. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat angekündigt, dass die Rabatte für diese Versichertengruppe aufgrund einer neuen Berechnungsmethode gekürzt werden.