Die Schweizer Medienhäuser haben in den letzten sechs Monaten ihre Gesamtreichweite leicht erhöht. Während die Leserschaft der gedruckten Presse insgesamt stabil blieb, erfreuen sich die digitalen Angebote der Verlage einer wachsenden Beliebtheit.
Allen Unkenrufen zum Trotz sind die gedruckten Zeitungen und Zeitschriften der privaten Verlagshäuser in der Schweiz bei der Leserschaft weiterhin sehr beliebt. Die Gesamtreichweite blieb seit letzten Herbst mit 94 (Vorperiode 95) Prozent auf hohem Niveau stabil.
Von der Gesamtreichweite der Medientitel entfallen zwei Drittel auf die gedruckten Ausgaben, während ein Drittel Online-Nutzer sind, wie die AG für Werbemedienforschung (WEMF) am Dienstag bekanntgab. Die bezahlte Tagespresse konnte die Brutto-Reichweite ihrer Printleser halten.
Digital wird wichtiger
Weiter auf dem Vormarsch ist die Zahl jener Leserinnen und Leser, die die Web-Angebote nutzen. Spürbar gesteigert haben vor allem jene Verlage ihre Nutzerzahlen, die im digitalen Geschäft bisher noch wenig präsent waren. Das sind Regionalzeitungen sowie die Finanz- und Wirtschaftspresse.
Das mit Abstand meistgelesene Medium ist nach wie vor «20 Minuten», das in den drei Landesteilen Deutschschweiz, Romandie und Tessin eine Gesamtreichweite von 3,2 Millionen erzielt. Davon entfallen 1,9 Millionen auf den Printtitel und 1,3 Millionen auf Nutzer des Web-Angebotes.
Der «Blick» belegt mit einer Reichweite von 1,2 Millionen Rang zwei. Während die digitale Nutzung in den letzten sechs Monaten stabil geblieben ist, nahm die Reichweite des Printtitels weiter ab. Ein analoges Bild ist beim «Blick am Abend» zu beobachten. Der «Blick» hat als einziges grosses Medium nach wie vor mehr Leser im Netz (710’000) als in der gedruckten Ausgabe (519’000).
Regionale Titel im Aufwind
Der «Tages-Anzeiger» verzeichnet mit 718’000 Nutzerinnen und Nutzer eine leicht steigende Nutzerschaft. Während die Zahlen in der Printausgabe stabil blieben, nahmen sie im digitalen Angebot leicht zu. Bei der «Neuen Zürcher Zeitung» war es genau umgekehrt. Hier nahm die Leserschaft der gedruckten Ausgabe (265’000) zu, während die digitale Nutzung (159’000) stabil blieb.
Die Regionalzeitungen vermochten mehr Leser mit ihren digitalen Angeboten anzuziehen. Das «St. Galler Tagblatt» legte im Print wie digital zu. Bei der «Luzerner Zeitung» blieb die Leserschaft der gedruckten Ausgabe stabil, während die Bevölkerung das Angebot im Online stärker nutzte.
Leicht rückläufig waren beide Werte bei der «Basler Zeitung» und beim «Corriere del Ticino». In der Westschweiz fanden «24Heures», «Le Temps» und «Le Nouvelliste» digital mehr Beachtung. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei «Le Matin», während die «Tribune de Genève» stabile Werte aufweist.
Vielgelesene Sonntagspresse
Bei der Sonntagspresse vermochte die «NZZ am Sonntag» in der Print-Ausgabe mehr Leserschaft anzuziehen. Mit der Lancierung einer neuen eigenen Webseite zum 15-Jahr-Jubiläum dürfte das Blatt im Internet eine weiter zunehmende Aufmerksamkeit erfahren. Bisher basierte die digitale Nutzung der «NZZ am Sonntag» auf den Zahlen von nzz.ch.
Beim «SonntagsBlick» und der «SonntagsZeitung» blieb die Nutzung der Printausgabe stabil. Zuzulegen vermochten regionale Ausgaben wie die «Schweiz am Sonntag» oder die «Ostschweiz am Sonntag».
Die «Schweiz am Sonntag» ist Ende Februar eingestellt und mit der Samstagausgabe der «az Nordwestschweiz» verschmolzen worden. Einen signifikanten Einbruch in der Reichweite musste die «Weltwoche» hinnehmen. Die «Wochenzeitung» (WOZ) musste ebenfalls Federn lassen.
Die leserstarken Zeitungen der Grossverteiler Coop und Migros konnten sich gut behaupten. Sie punkten mit den gedruckten Ausgaben, während die digitale Nutzung noch eher bescheiden ist. Die Reichweite der Coop Presse blieb stabil, während die Migros Magazine leicht im Aufwind waren.