Die Schweizer Medien stehen laut Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument am Scheideweg. Die Schweiz müsse sich fragen, ob eine staatlich abgesicherte SRG die Medienlandschaft dominieren dürfe oder ob es künftig weiterhin Platz für privat finanzierte Verlage geben soll.
Die unternehmerische, kulturelle und politische Vielfalt habe die Schweiz gross und stark gemacht, sagte Lebrument am Dienstag an der Dreikönigstagung des Verbandes Schweizer Medien in Zürich. Er richtete seine Worte nicht nur an die Vertreter der Medienbranche, sondern auch an National- und Ständeräte.
Die Verleger seien längst zu Medienunternehmern geworden, die seit Jahren daran arbeiteten, auch nachkommenden Generationen eine funktionierende Medienlandschaft zu hinterlassen. Dafür brauche es jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen. Das geplante Joint Venture von SRG, Swisscom und Ringier laufe dem zuwider.
Ungleich lange Spiesse
Käme es zustande, entstünde mit einem Schlag der grösste Werbevermarkter der Schweiz. Andere Medienunternehmen würden stark benachteiligt. Mit einer Bündelung der Angebote und personalisierten Werbeformen hätte die neue Allianz erhebliche Vorteile gegenüber allen Konkurrenten – und dies teilweise mit Gebühren finanziert.
Heftig ins Gericht ging Lebrument namentlich mit der SRG. Die Kooperation der drei Partner sei der vorläufige Höhepunkt in einer Strategie, die aus dem Hinterhalt entwickelt worden sei. «Der Hinterhalt hat bei der SRG System», sagte Lebrument. Die SRG habe in den letzten Jahren trotz Schalmeienklängen immer wieder bewiesen, dass sie mit privaten Anbietern keinen Konsens finden wolle.
Knallharter Machtausbau
Vordergründig werde den Politikern und dem Volk vorgegaukelt, die SRG wolle nur das tun, was die privaten Anbieter nicht könnten. Diese These sei längstens widerlegt. Es gehe der SRG um knallharten Machtausbau. Die Verleger seien mit dieser Feststellung nicht allein. Auch SP-Nationalrat Matthias Aebischer, der früher selbst für das Schweizer Fernsehen tätig war, habe dies unlängst kritisiert.
Auf offene Ohren stiess Lebrument mit seiner Kritik an der SRG bei SVP-Nationalrat und Verleger Roger Köppel. In seiner Rede sprach Köppel von einer ordnungspolitischen Verwahrlosung, die bei der SRG Einzug gehalten habe.
Lebrument und Köppel versicherten, sie wollten die SRG nicht schwächen. Aber das öffentlich finanzierte Radio und Fernsehen müsse sich auf das Kernangebot beschränken. Werbeeinnahmen seien dafür nicht nötig.
Wachsende Skepsis im Parlament
Im Parlament nehme die Skepsis gegenüber der SRG zu, sagte der Verlegerpräsident. Die Einsicht wachse, dass die privat finanzierten Medien in Gefahr seien und in ihrem Kampf gegen die SRG unterstützt werden müssten. Das Parlament wolle keine Machtballungen.