Verleihung der Ig-Nobelpreise an VW und Zürcher Libellenforscher

Vorlieben von Pferdebremsen, Steine mit Persönlichkeiten und ein Spottpreis für Volkswagen: Zehn wissenschaftliche Forschungen, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen», sind mit den sogenannten «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden.

Zeremonienmeister Marc Abrahams während der Verleihung der Ig-Nobelpreise an der Harvard Universität. (Bild: sda)

Vorlieben von Pferdebremsen, Steine mit Persönlichkeiten und ein Spottpreis für Volkswagen: Zehn wissenschaftliche Forschungen, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen», sind mit den sogenannten «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden.

Die traditionell schrille Gala fand in der Nacht zum Freitag an der US-Eliteuniversität Harvard zum 26. Mal statt und wurde live im Internet übertragen. Unter den mehr als 1000 Zuschauern waren wie jedes Jahr auch echte Nobelpreisträger vertreten.

Der Preis in der Kategorie Physik ging teilweise in die Schweiz: Hansruedi Wildermuth wurde zusammen mit Wissenschaftler aus Ungarn, Spanien und Schweden für die Entdeckung geehrt, dass Pferdebremsen weniger von weissen Pferden angezogen werden als von schwarzen. Der 75-jährige Zürcher Wildermuth ist in der Libellenforschung tätig und Autor von Naturschutz- und Naturkundebüchern.

Die Ig-Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaft bekamen Forscher um Mark Avis von der Massey-Universität in Neuseeland für Forschungen über empfundene Persönlichkeiten von Steinen aus einer Verkaufs- und Marketingperspektive. Der Preis sei eine «riesige Ehre», sagte Avis‘ Kollegin Sarah Forbes. «Es ist eine grossartige Studie, wir sind sehr stolz darauf.»

Tote Fliegen gesammelt

Drei Wissenschaftler wurden für aussergewöhnlichen Einsatz bei ihren Forschungen geehrt: Charles Foster, der Dachsen, Ottern, Füchsen, Rehen und Mauerseglern in ihre natürlichen Lebensräume folgte, Thomas Thwaites, der sich für seine Forschungen als Ziege verkleidete, und Fredrik Sjöberg, der ein dreibändiges Werk über die Freuden des Sammelns von toten Fliegen – und Fliegen, die noch nicht tot sind – schrieb.

Forscher um Gordon Pennycook von der kanadischen University of Waterloo bekamen den Preis in der Kategorie Frieden für eine Studie namens «Zur Rezeption und Aufdeckung von pseudo-tiefgängigem Schwachsinn». Die japanischen Wissenschaftler Atsuki Higashiyama und Kohei Adachi wurden geehrt für Forschungen darüber, ob Dinge anders aussehen, wenn man sich hinunterbeugt und sie durch die Beine ansieht – und machten das auch gleich auf der Bühne vor.

Der ägyptische Wissenschaftler Ahmed Shafik wurde ausgezeichnet für Studien zu den Auswirkungen von Hosen aus Polyester, Baumwolle oder Wolle auf das Sexleben von Ratten – und für ähnliche Experimente mit Männern.

Dem Automobilhersteller Volkswagen verliehen die Veranstalter den – ironisch gemeinten – Preis in der Kategorie Chemie für «die Lösung des Problems des übermässigen Ausstosses von Autoabgasen, indem automatisch elektromechanisch weniger Abgase produziert werden, wenn die Autos getestet werden». «Der Gewinner konnte oder wollte heute Abend nicht bei uns sein», sagte Moderator Marc Abrahams.

Lügen-Studie

Auch zwei weitere Ig-Nobelpreise (ignoble heisst auf Deutsch unwürdig) gingen zumindest teilweise nach Deutschland: Ein Forscherteam um Christoph Helmchen von der Universität Lübeck bekam den undotierten Spasspreis in der Kategorie Medizin für die Entdeckung, dass ein Hautjucken auf der linken Seite des Körpers auch gelindert werden kann, indem man sich vor einen Spiegel stellt und die rechte Seite kratzt – und anders herum. «Man kann sein Gehirn austricksen», sagte Andreas Sprenger von der Universität Lübeck, der zu der Gala angereist war und den Preis – in diesem Jahr in Form einer Plastikuhr – entgegennahm.

Der Ig-Nobelpreis für Psychologie ging ebenfalls zum Teil nach Deutschland. Ausgezeichnet wurden Forscher um Evelyne Debey von der Universität in Gent – darunter auch Kristina Suchotzki von der Universität Würzburg – für eine Studie, in der 1000 Lügner befragt wurden, wie oft sie lügen – und für die Entscheidung, ob man ihren Antworten glauben kann.

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