Am Tag des Weltcup-Starts im Montafon erklärt Skicrosser Mike Schmid seinen Rücktritt vom Spitzensport. Der Olympiasieger von 2010 verspürt zu starke Knieschmerzen.
Zwischen 2008 und 2013 erlitt der 31-jährige Berner Oberländer nicht weniger als vier Kreuzbandrisse, 2014 im Training für den Olympia-Wettkampf von Sotschi kam der fünfte dazu. Diesmal schaffte Schmid den Anschluss nicht mehr. «Ich wollte in der Saison 2015/2016 nochmals voll angreifen, habe in diesem Sommer sehr gut trainieren können und war sehr zuversichtlich, dass meine Knie wieder voll belastbar sind», erklärte er. «Nach mehreren Schneetrainings musste ich aber feststellen, dass ich immer wieder Schmerzen in den Knien habe und so in den Rennen nicht das volle Risiko eingehen kann.»
Schmids grösster Erfolg war die Goldmedaille bei der Olympia-Premiere der Sportart Skicross im Jahr 2010. Dazu erreichte er 13 Podestplätze im FIS-Weltcup (sechs Siege) und gewann den Gesamt-Weltcup im Olympia-Winter 2009/10. An diese Leistungen konnte er – ausschliesslich gesundheitlich bedingt – nie mehr anknüpfen. «Leider haben mich seit Vancouver meine Verletzungen immer wieder zurückgeworfen.» Immer war das Knie betroffen, stets war ein Kreuzbandriss der Grund für lange Ausfälle. Allein zwischen seinem Triumph am Cypress Mountain und 2013 geschah das dreimal.
Der Rücktritt ist eine Kapitulation vor dem eigenen Körper. Nehmerqualitäten hat Schmid trotz früherer Gedanken an den Rücktritt oft genug bewiesen. Weil er einen unerschütterlichen Glauben an seine Fähigkeiten hatte und in schwierigen Situationen stets Ruhe bewahrte. Etwa, als er Ende Januar 2014 in Kreischberg im sprichwörtlich letzten Moment das Olympia-Ticket für Sotschi löste. Und das, obwohl er in der Zeitspanne zwischen Vancouver und Sotschi nur gerade neun Weltcup-Rennen bestritten hatte.
Nun wollte Schmid seine Gesundheit nicht ein weiteres Mal aufs Spiel setzen. «Nach Rücksprache mit meinem Arzt, Trainern und Betreuern kam ich zum Schluss, dass das Risiko zu gross wäre, wieder Rennen zu fahren.» Künftig wird der Familienvater seinen Beruf als Strassenbauer weiterführen und hobbymässig weiter Skifahren.
Für den nationalen Verband ist der Abgang des ersten Skicross-Olympiasiegers ein herber Verlust. «Mit diesem Rücktritt verlieren wir einen Athleten, der im ganzen Weltcup-Zirkus wie auch bei Swiss-Ski aufgrund seiner Fairness und Kollegialität äusserst beliebt war», betonte Sportdirektor Markus Wolf.