Das seit einer Woche verschollene malaysische Passagierflugzeug hat nach Angaben der Regierung in Kuala Lumpur seinen Kurs gezielt geändert. Darauf deuteten die Flugbewegungen hin, sagte Ministerpräsident Najib Razak am Samstag.
Jemand habe die Maschine der Malaysia Airlines gewendet und nach Westen gelenkt. «Ungeachtet der Medienberichte, wonach das Flugzeug entführt wurde, möchte ich ganz deutlich machen, dass wir weiter in alle Richtungen ermitteln, was die Ursache der Kursänderung von Flug MH370 angeht.»
Der malaysische Regierungschef sagte, die Maschine habe gewendet und sei fast sieben Stunden weitergeflogen, bevor sie verschwunden sei. Den letzten Kontakt zwischen dem Flugzeug und Satelliten habe es um 08.11 Uhr malaysischer Zeit gegeben. Dieser Zeitpunkt entspräche ungefähr jenem, zu dem der Treibstoff ausgegangen wäre.
Das ist fast sieben Stunden nachdem das Flugzeug am Samstag vergangener Woche um 01.22 Uhr – knapp eine Stunde nach dem Start – von den Radarschirmen der zivilen Luftfahrtüberwachung verschwand.
Dann sei Flug MH370 noch einmal um 02.15 Uhr auf dem Militärradar vor der Westküste Malaysias aufgetaucht. Die Kommunikationssysteme des Flugzeuges seien wahrscheinlich ausgeschaltet gewesen, bevor es die Ostküste Malaysias erreicht habe, ergänzte Najib.
Dem letzten Satellitenkontakt zufolge sei die Passagiermaschine irgendwo in einem von zwei Flugkorridoren zu vermuten: entweder im nördlichen Korridor von Nord-Thailand bis an die Grenze von Kasachstan und Turkmenistan oder im südlichen Korridor von Indonesien in den südlichen Indischen Ozean. Die Suche nach Trümmern entlang der geplanten Flugroute nach Peking wurde eingestellt.
Sprit ausgegangen?
Dem Flugzeug könnte über dem Indischen Ozean der Treibstoff ausgegangen sein, hiess es in US-Ermittlerkreisen. Dort könnte es abgestürzt sein, nachdem es Hunderte von Kilometern vom Kurs abgewichen sei.
Weniger wahrscheinlich sei ein direkter Flug nach Indien. Dort wäre MH370 sicherlich durch das gut ausgebaute Radarsystem und das indische Militär entdeckt worden.
Sollte die Boeing tatsächlich in den Indischen Ozean gestürzt sein, dürfte es schwierig werden, Wrackteile zu finden. An der Oberfläche herrschen starke Strömungen, die Trümmer binnen Stunden viele Kilometer mitreissen können.
Die Ermittlungen konzentrierten sich nun wieder stärker auf die Passagiere und die Crew, sagte Razak. Polizisten durchsuchten am Samstag das Haus des 53 Jahre alten Piloten Zaharie Ahmad Shah in Kuala Lumpur. Am Samstag suchte sie in dessen Wohnung nach Hinweisen, die zur Aufklärung führen könnten.
«Die Beamten haben nach Material gesucht, das bei der Suche nach dem vermissten Flugzeug helfen könnte», sagte ein Polizist. Ob etwas gefunden oder mitgenommen wurde, teilte er nicht mit.
Kein eindeutiges Motiv
Nach Einschätzung des unabhängigen Luftverkehrsexperten Gerry Soejatman ist es angesichts der neuen Informationen «extrem schwierig», ein eindeutiges Motiv für eine mögliche Flugzeugentführung zu erkennen.
«Aber wenn das Absicht war, haben wir es möglicherweise mit etwas zu tun, das über die Planung von 9/11 hinausgeht», sagte er mit Verweis auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA.
Die Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord war vor acht Tagen in Kuala Lumpur nach Peking gestartet und eine Stunde später von den Radarschirmen verschwunden. Zwei Drittel der Passagiere waren Chinesen.