Die starken Niederschläge in den vergangenen Tagen haben Schäden in Millionenhöhe verursacht. Vor allem im Emmental BE und in Teilen der Zentral- und Ostschweiz wurden Keller und Strassen geflutet, Fahrzeuge, Ernten und Hausrat beschädigt.
Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) geht in einer ersten Schätzung von versicherten Schäden in der Höhe von rund 27 Millionen Franken aus. Dies teilte der SVV auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mit. Die provisorische Schadensbilanz umfasse Schäden an Hausrat, Geschäftsinventar, übrige Fahrhabe, Motorfahrzeugen, Verluste infolge von Betriebsunterbrechungen sowie vereinzelt auch Gebäude.
Der grösste Sachversicherer der Schweiz, die Mobiliar, rechnet für die zweite Julihälfte mit einem Gesamtschaden von über 20 Millionen Franken. Bereits seien 2600 Schadensmeldungen für über 15 Millionen Franken eingegangen, schreibt die Mobiliar in einer Mitteilung vom Dienstag.
Zwei Drittel der Meldungen bei der Mobiliar betreffen die besonders stark betroffenen Kantone Bern (5 Millionen), Luzern (3 Millionen, insbesondere Schüpfheim) und St. Gallen (2,5 Millionen, insbesondere Altstätten). An Gebäuden entstanden Schäden in Höhe von 25 bis 30 Millionen Franken, wie der Dachverband der kantonalen Gebäudeversicherungen bereits am Montag mitteilte.
Die Bilanz hätte noch weit schlimmer ausfallen können, schreiben SVV und Mobiliar. Beide betonen, dass nach dem Hochwasser von 2005 die richtigen Lehren gezogen worden seien. Schutzmassnahmen und Präventionsprojekte hätten sich bewährt. Die schweizweite Koordination und Regulierung der Wasserabflüsse in den Seen und Flüssen habe schlimmere Schäden verhindert.
Getreide verliert an Wert
Da die Ernten noch nicht alle eingebracht sind, sei es für eine Gesamtbilanz zu früh, heisst es beim Schweizer Bauernverband (SBV) auf Anfrage. SBV-Sprecher Hans Rüssli nennt einzelne Zahlen: Durch Überschwemmungen und Hangrutsche im Napfgebiet (Emmental und Entlebuch) seien an Weide- und Ackerland Schäden von vier bis sechs Millionen Franken entstanden.
Beim Brotgetreide laufe die Ernte noch. Gemäss ersten Schätzungen sei aber rund ein Viertel des Getreides nur noch als Viehfutter verwertbar. Der Verkaufswert sinke dadurch um 30 Prozent. Bei den Kartoffeln steige, insbesondere auf Biobauernhöfen, die Gefahr von Pilzkrankheiten.
Zwetschgen und Regenschirme im Hoch
Gleichwohl gibt es auch Positives zu vermelden: Wegen des warmen und trockenen Frühlings ist die Beeren- und Kirschenernte überdurchschnittlich gut ausgefallen. Bei den Zwetschgen wird gar ein Rekordwert erwartet.
Und noch einer Branche konnte das Juli-Regenwetter nichts anhaben. Die Detailhändler haben – wenig erstaunlich – deutlich mehr Regenschirme verkauft als im Vorjahr. Allein bei der Migros waren es im Juni und Juli 53’000 Regenschirme – rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine Migros-Sprecherin bestätigte auf Anfrage eine entsprechende Meldung von «Radio Zürichsee».
Vorübergehende Entwarnung
Mit weiteren Hochwassern muss vorerst nicht gerechnet werden. Für die meisten Seen und Flüsse gab der Bund am Dienstag Entwarnung. Einzig die Ausflüsse von Bieler- und Vierwaldstättersee verbleiben in der zweiten von insgesamt fünf Gefahrenstufe. Auch die Gefahr von Hangrutschungen nimmt gemäss dem Naturgefahrenbulletin des Bundes in den nächsten Tagen ab.
Die Lage entspannt sich allerdings nur vorübergehend. Bereits am Freitagabend werden neue gewittrige Niederschläge erwartet.