Versicherungsgesellschaft Helvetia will Nationale Suisse übernehmen

Die Versicherungsgesellschaft Helvetia will die Basler Konkurrentin Nationale Suisse schlucken. Sie lanciert dazu ein Kauf- und Tauschangebot, das die Nationale mit 1,8 Milliarden Franken bewertet. Noch unklar ist, wie viele Stellen wegfallen.

Helvetia auf Übernahmekurs: Stefan Loacker soll CEO bleiben (Bild: sda)

Die Versicherungsgesellschaft Helvetia will die Basler Konkurrentin Nationale Suisse schlucken. Sie lanciert dazu ein Kauf- und Tauschangebot, das die Nationale mit 1,8 Milliarden Franken bewertet. Noch unklar ist, wie viele Stellen wegfallen.

Die Versicherungsgesellschaft Helvetia will die Basler Konkurrentin Nationale Suisse übernehmen. Helvetia preist das Übernahmeangebot im Communiqué als Zusammenschluss an, um zur «klaren Nummer 3» im Schweizer Versicherungsmarkt zu werden. Gemäss der Folienpräsentation zur kurzfristig einberufenen Medienkonferenz kommen Helvetia und Nationale zusammen auf einen Marktanteil von 12 Prozent.

Mit den rund 2 Prozent Marktanteil von Nationale könnte Helvetia damit ihre Konkurrenten Baloise, Zurich, Allianz und Mobiliar distanzieren, die auf 7 bis 9 Prozent kommen. An der Spitze stehen Swiss Life mit 18 Prozent und Axa Winterthur mit 28 Prozent.

Der Zusammenschluss solle zu einer «starken» Versicherungsgruppe führen, die rund 9 Milliarden FrankenPrämien einnehmen und ein Gewinnpotenzial von über 500 Mio. Fr. haben soll. Im Schweizer Markt allein erreiche das Prämienvolumen der neuen Gruppe rund 5 Mrd. Franken.

Übernahmekampf?

Der Verwaltungsrat von Nationale Suisse empfiehlt den Aktionären der Versicherungsgesellschaft, das Helvetia-Angebot anzunehmen, wie es weiter hiess. Auch die Kernaktionäre von Helvetia, also die Patria Genossenschaft, Raiffeisen und Vontobel, unterstützten das Angebot.

Für den Verwaltungsratspräsidenten der Nationale Suisse, Andreas von Planta, ist Helvetia der ideale Partner im In- und Ausland. Beide Versicherungen verfügten über eine lange und erfolgreiche Unternehmensgeschichte, eine ähnliche Unternehmenskultur und eine lokale Verankerung in Basel.

Noch nicht zum Übernahmeangebot geäussert haben sich dagegen die Nationale-Grossaktionäre Mobiliar und Baloise. Bei der Berner Versicherungsgruppe, die 19,2 Prozent hält und bislang grösste Nationale-Aktionärin ist, war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Baloise nimmt das Angebot zur Kenntnis und will es prüfen, wie Sprecher Dominik Müller auf Anfrage der sda sagte.

Spekulationen über eine Übernahme der Nationale Suisse halten sich seit einiger Zeit. Da neben Helvetia auch die Mobiliar und die Baloise ihre Beteiligung in den vergangenen Monaten aufgestockt haben, machten Gerüchte über einen Übernahmekampf die Runde.

Milliarden-Deal

Helvetia will für die Übernahme tief in die Tasche greifen: Pro Nationale-Suisse-Aktie sollen die Aktionär einen Gegenwert von 80 Franken erhalten, davon 52 Franken in bar und den Rest in Form von 0,068 neuen Helvetia-Aktien.

Das Gesamtangebot enthält somit eine Prämie von 26 Prozent zum Schlusskurs der Nationale-Aktie vom letzten Freitag. Insgesamt wird Nationale mit 1,8 Milliarden Franken bewertet. Vom Kaufangebot ausgenommen ist allerdings der Anteil von 18,7 Prozent, welche die Helvetia und Patria Genossenschaft bereits hält.

Die Barzahlung im Rahmen des Kaufangebotes von total 931 Millionen Franken ist laut Helvetia durch ein Überbrückungsdarlehen sichergestellt, welches nach Abschluss der Transaktion über den Kapitalmarkt mit Anleihen refinanziert werden soll.

Die neue Versicherung wird unter der Marke Helvetia auftreten. Helvetia mit Stammsitz in St. Gallen hatte sich in den 1990er-Jahren bereits mit der Basler Versicherungsgesellschaft Patria zusammengeschlossen und deren Marke später verschwinden lassen.

Stellenabbau

Angepeilt werden durch den Zusammenschluss mit Nationale Suisse Kosteneinsparungen in der Grössenordnung von 100 bis 120 Millionen Franken pro Jahr. Die einmaligen Restrukturierungskosten werden auf 150 bis 180 Millionen Franken veranschlagt.

Beschäftigen soll die neue Gruppe rund 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zum Umfang des Stellenabbaus gab es keine genauen Angaben, da die Zusammenführung erst vorbereitet werde, wie ein Sprecher erläuterte. Während zwei bis drei Jahren sollen viele Stellen von ausscheidenden Mitarbeitenden nicht nachbesetzt werden.

Angesichts der natürlichen Fluktuationsrate von 5 bis 10 Prozent pro Jahr könne «ein beträchtlicher Teil der personalbezogenen Effizienzgewinne» schonend realisiert werden, hiess es.

Die Führung der neuen Gruppe soll aus Personen beider Gesellschaften gebildet werden. Verwaltungsratspräsident soll Erich Walser bleiben und Stefan Loacker wird die erweiterte Helvetia-Gruppe weiterhin als CEO leiten. Nationale-Chef Hans Künzle soll zum zweiten Vizepräsidenten des Verwaltungsrats gewählt werden.

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