Angesichts von massiven Versorgungsengpässen nimmt Venezuelas Regierung verstärkt private Einzelhandelsketten ins Visier. Der linkspopulistische Staatschef Nicolás Maduro ordnete die Besetzung von Geschäften der Supermarktkette «Día a Día» an.
Mehrere Manager der Firma sollen zudem festgenommen werden. Maduro warf ihnen vor, Lebensmittel zu horten und so die Preise in die Höhe zu treiben.
Der Präsident sieht einen «Wirtschaftskrieg» und Putschversuche im Gange, an denen aus seiner Sicht auch die USA beteiligt sein sollen. Washington hatte diese Woche Einreisebeschränkungen für venezolanische Regierungsvertreter ausgeweitet.
Parlamentspräsident Diosdado Cabello betonte am Dienstag, dass die Massnahmen gegen die Supermarktkette temporär seien. Als Grund für das Vorgehen nannte er Unregelmässigkeiten bei der Verteilung von Lebensmitteln.
Schon am Wochenende waren Manager der Drogeriekette «Farmatodo» wegen «Konspiration gegen das Volk» festgenommen worden. Viele Venezolaner müssen seit Monaten oft für bestimmte Nahrungsmittel und Hygieneprodukte in langen Schlangen vor Supermärkten anstehen. Viele Waren müssen importiert werden, doch fehlt es an Devisen.
Das Land leidet unter dem Verfall der Ölpreise und den daraus folgenden Einnahmeverlusten. Das Ölgeschäft steht für rund 90 Prozent der Deviseneinnahmen. Zudem kämpft Venezuela mit einer enormen Teuerungsrate: 2014 lag die Inflation bei über 60 Prozent.
Die Opposition gibt der Regierung die Schuld an der Misere. Maduro beschuldigte die Opposition, gegen die Regierung zu konspirieren und das Land destabilisieren zu wollen. Er sieht auch eine Gruppe von Exil-Venezolanern in Miami hinter den jüngsten Schritten der US-Regierung.