300’000 Betriebe, Schulen und öffentliche Einrichtungen hätten bis Ende März Jodtabletten für AKW-Unfälle erhalten sollen. Doch die Verteilung verzögert sich.
Die Jodtabletten, die bereits an 300’000 Betriebe, Schulen und öffentliche Einrichtungen hätten verteilt werden sollen, haben Verspätung. Die Verteilung soll nun spätestens Ende Juni abgeschlossen sein. Dies sagten die Zuständigen auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Für die Verzögerung gebe es mehrere Gründe, sagte Mandatsleiter Max Zulliger von der Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung am Freitag. «Der Prozess ist langwieriger als wir gedacht haben.»
Hauptgrund seien Verzögerungen bei der Adresserfassung: Die Angaben zu den Beschäftigten in den rund 300’000 Betrieben stützten sich auf Statistiken aus dem Jahr 2012. Man habe deshalb bei der Erfassung der heutigen Personalzahlen in den Betrieben viele Korrekturen machen müssen.
Verspätete Gemeinden
Die Betriebe würden bis Ende April informiert, wann sie die Packungen erhalten werden. «Es macht keinen Sinn, einfach Packungen mit Jodtabletten aufs Geratewohl zuzuschicken», sagte Zulliger.
Auch die Antworten der Gemeinden gehen zögerlicher ein als erwartet. Gemeinden innerhalb eines Radius‘ von 50 Kilometern rund um ein Atomkraftwerk müssen der Geschäftsstelle melden, wie viele Schüler ihre Schulen besuchen und wie viel Personal sie in öffentlichen Einrichtungen wie Spitälern beschäftigen. Kleine Gemeinden hätten sich rasch einen Überblick verschaffen können, bei grossen Gemeinden und Städten sei das schwieriger.
Daneben wurde die Geschäftsstelle selbst noch vom Pech verfolgt: Die beiden Projektleiter verunfallten beide innerhalb von zwei Tagen bei Sportunfällen und fielen für mehrere Wochen aus. «Bis die für sie Eingesprungenen richtig eingearbeitet waren, gingen zwei bis drei Wochen ins Land», sagte Zulliger. Dadurch verzögerte sich die Verteilung zusätzlich.
Haushalte versorgt
Die Verteilaktion von Jodtabletten an die Bevölkerung war bereits Mitte Dezember abgeschlossen worden. 4,9 Millionen der Einwohnerinnen und Einwohner erhielten je eine Schachtel mit zwölf Jodtabletten mit der Bezeichnung «Kaliumiodid 65 AApot Tabletten».
Beliefert wurde, wer in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern von einem der fünf Schweizer Atomkraftwerke wohnt. Bisher wurden Jodtabletten nur im Umkreis von 20 Kilometern um die AKW verteilt.
Die Tabletten dürfen nur auf Anordnung der Behörden eingenommen werden. Bei einem AKW-Unfall kann radioaktives Jod in die Umgebung austreten. Dieses wird vom Menschen durch die Atemluft aufgenommen und reichert sich in der Schilddrüse an. Die Tabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse.
Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert, die Jodtabletten schützten zwar gegen radioaktives Jod, nicht aber gegen andere radioaktive Substanzen, die bei einem Atomunfall austreten könnten. Ein wirksamerer Schutz sei die Stilllegung der Atomkraftwerke.