Einen Tag vor einer wichtigen Parlamentsabstimmung in Italien verliert das Land an den Finanzmärkten weiter an Vertrauen. Investoren trennten sich am Montag von italienischen Staatsanleihen, was die Renditen auf den höchsten Stand seit 1997 trieb.
Italien muss Anlegern nun für zehnjährige Papiere eine Rendite von 6,59 Prozent bezahlen. Die Risikoaufschläge verglichen mit deutschen Staatsanleihen waren damit so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro. Auch der italienische Aktienindex FTSE MIB büsste zu Handelsbeginn ein.
Unterdessen warnte EZB-Direktoriumsmitglied José Manuel Gonzalez-Paramo das hoch verschuldete Land, sich nicht zu sehr auf Schützenhilfe von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu verlassen. Die EZB hat das Land in der Vergangenheit durch Käufe italienischer Staatsanleihen vor zu hohen Renditeaufschlägen bewahrt.
„Die Bank hat gehandelt, als es nötig war“, betonte Gonzalez-Paramo in einem Interview mit der spanischen Zeitung „El Pais“. „Die italienischen Probleme sind aber zunächst Sache der Italiener, und nur sie werden sie lösen.“ Wegen der hohen Schulden – sie liegen bei 120 Prozent der Wirtschaftsleistung – ist Italien zuletzt ins Visier der Finanzmärkte geraten.
Berlusconi droht das Aus
Der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi droht zudem das Aus. Beobachter gingen am Montag davon aus, dass der 75-Jährige bei einer zentralen Haushaltsabstimmung am Dienstag im Parlament in Rom keine Mehrheit bekommen wird. In italienischen Medien hiess es, die Zahl der Abweichler aus den eigenen Reihen sei so gross, dass sie zum Sturz der Regierung ausreiche. Berlusconi allerdings zeigte sich am Sonntag – wie gewohnt – siegesgewiss. „Wir haben die Zahlen gecheckt und wir haben eine Mehrheit“, hatte er gesagt.