Die sechs Verwaltungsräte des Lausanne HC stellen dem – offiziell nicht bekannten – Hauptaktionär ein Ultimatum. Sie erwarten Antworten auf dringende Fragen zur Zukunft des NLA-Klubs.
Hinter den Kulissen des sportlich erfolgreichen Eishockey-Klubs aus der Waadtländer Kapitale rumort es. Der Verwaltungsrat ist unzufrieden mit seinem Hauptaktionär. Auch ohne offizielle Bestätigung ist es ein offenes Geheimnis, dass dieser Hugh Quennec heisst. Der Franko-Kanadier ist ebenfalls Eigentümer des Ligakonkurrenten Genève-Servette.
Um in den nächsten Jahren konkurrenzfähig zu bleiben und ein neues Stadion zu bauen, strebt der Verwaltungsrat eine Kapitalerhöhung von sechs Millionen Franken an. Er will deshalb vom Hauptaktionär wissen, ob er bereit ist, dieses Geld selber einzuschiessen oder das Aktionariat für weitere Investoren zu öffnen. «Aber wir haben bis jetzt nie eine Antwort erhalten», klagte Verwaltungsratspräsident Patrick de Preux am Freitag an einer Medienkonferenz.
An der Orientierung in Lausanne waren fünf der sechs Verwaltungsräte anwesend. Sie drohen nun mit ihrem Rücktritt, falls sie bis am 31. Januar 2016 keine befriedigende Antwort von Quennec erhalten. Einzig Tennisstar Stan Wawrinka stand in Asien in der International Premier Tennis League (ITPL) im Einsatz. Er wird sich so oder so aus dem Verwaltungsrat zurückziehen, da er nicht mehr die nötige Zeit aufbringen könne.
De Preux wies darauf hin, dass der Lausanne HC im schlimmsten Fall sogar die Lizenz für die NLA verlieren könnte. Denn die Liga verbietet es, dass ein Klub einen anderen Verein in der gleichen Liga besitzt. Ob dies auch für eine Privatperson gilt, ist unklar. «Als wir als Verwaltungsräte einstiegen, wussten wir nicht, wie viele Prozent der Hauptaktionär besitzt. Wir spielten damals in der NLB, also stellte sich das Problem auch nicht», erklärte De Preux. Seit dem Aufstieg 2013 ist Lausanne aber ein direkter Konkurrent von Servette. «Wir haben die Nase voll von dieser Intransparenz. Diese Kultur der Heimlichtuerei nervt mich gewaltig», fand der VR-Präsident deutliche Worte.
Untersuchung des Verbands
Mittlerweile ist auch der Schweizer Eishockeyverband (SIHF) hellhörig geworden. Die Lizenzkommission habe bereits vor einigen Tagen «nach dem Auftreten erster Indizien unverzüglich entsprechende Abklärungen» eingeleitet. In seiner Medienmitteilung schreibt der SIHF weiter, die Involvierten würden eine Vorladung der Liga erhalten, um alle Verpflichtungen der Lausanne Hockey Club SA im Rahmen der Lizenzerteilung für die laufende Saison zu garantieren. «Zudem werden sie aufgerufen, eine Deklaration abzugeben, dass geltende Statuten und Reglemente der SIHF/NL eingehalten sind.»
Das Aktionariat liess über eine Anwaltskanzlei ausrichten, man werde sich bereits in der nächsten Woche mit dem Verwaltungsrat treffen, um bis am 1. Februar eine tragfähige und zukunftsträchtige Strategie für den Verein zu erarbeiten.