Aus Protest gegen ein Einreiseverbot für den Dalai Lama in Südafrika haben Friedensnobelpreisträger aus aller Welt ihr dort geplantes Gipfeltreffen abgesagt. Für die Konferenz werde nun ein anderer Ort gesucht, teilte Kapstadts Stadtpräsidentin, Patricia de Lille, am Donnerstag mit.
De Lille, die zur Südafrikas grösster Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) gehört, warf der Regierung eine «erbärmliche Behandlung» des geistigen Oberhaupts der buddhistischen Tibeter und Friedensnobelpreisträgers von 1989 vor. Sie untergrabe damit Südafrikas internationales Ansehen.
In der Metropole am Kap der Guten Hoffnung sollte vom 13. bis 15. Oktober das 14. Welttreffen der Friedensnobelpreisträger stattfinden. Es wäre das erste auf dem afrikanischen Kontinent gewesen. Dabei sollte das Vermächtnis des am 5. Dezember 2013 gestorbenen südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela geehrt werden.
Scharfe Kritik an Zuma
Ungeachtet eines Appells von 14 Preisträgern an Südafrikas Präsidenten Jacob Zuma verweigerte Pretoria dem Dalai Lama die Einreise. Es war bereits das dritte Mal innerhalb von fünf Jahren, dass der Tibeter vergeblich ein Visum für Südafrika beantragt hatte.
Der Dalai Lama selbst bedankte sich am Donnerstag bei einer Rede an seinem Wohnsitz im nordindischen Dharamsala für die Unterstützung der anderen Nobelpreisträger. Diese hätten die «Schikane einer einfachen Person» nicht geduldet, erfolglos bei der südafrikanischen Regierung interveniert und letztlich für die Absage des Gipfels geworben.
Besonders scharfe Kritik an der Haltung Pretorias übte Südafrikas Erzbischof Desmond Tutu: «Ich schäme mich, diesen speichelleckerischen Haufen als meine Regierung zu bezeichnen», erklärte der der Friedensnobelpreisträger von 1984.
Lob aus Peking
Peking hatte die vom Afrikanischen Nationalkongress (ANC) geführte Regierung in Pretoria zuvor ausdrücklich gelobt. «China begrüsst die nachdrückliche Unterstützung der südafrikanischen Regierung für Chinas Souveränität und territoriale Integrität», sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Qing Gang.
Peking wirft dem Dalai Lama seit Jahren vor, die Unabhängigkeitsbestrebungen in Tibet zu unterstützen. Der Religionsführer erklärte hingegen, er treten nur friedlich für eine Autonomie der Tibeter ein.
China und Südafrika haben ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit in den letzten Jahren stark ausgebaut. Seit 2003 hat China in Südafrika 38 Investitionsprojekte im Umfang von umgerechnet knapp einer Milliarde Euro hochgezogen, in denen fast 11’000 Arbeitsplätze entstanden.