Das Literaturfestival Leukerbad ist am Freitag bei mildem Wetter mit viel Publikum gestartet. Das «literarische Wunderkind» Benedict Wells und der «ewige Nobelpreiskandidat» Adonis zogen erwartungsgemäss am meisten Publikum an.
Zur Lesung von Wells, der aus seinem wunderschönen, bitter-süssen Roman «Das Ende der Einsamkeit» las, karrte der Shuttle-Bus immer neue Ladungen von Zuschauern zum Hotel «Regina Terme» hoch, dieweil die Hotelangestellten alles, was sich als Sitzgelegenheit benutzen liess, in den lauschigen Garten schleppten. Die als eher klein geplante Veranstaltung dürfte am Schluss über 150 Zuschauer gehabt haben.
Lange Schlangen auch vor der Lesung des gebürtigen Syrers Adonis (86) in der Bar des Hotels «Les Sources des Alpes». Adonis, dem von arabischen und mitteleuropäischen Intellektuellen eine unentschiedene Haltung gegenüber dem syrischen Regime vorgeworfen wird, erklärte erneut seine Einstellung: Ohne Trennung von Religion und Staat sei eine Besserung der Lage nicht möglich, aber das sei «ein Weg, der zu beginnen sich weigert».
Am selben Ort hatte zuvor der Berner Urs Mannhart erläutert, wie er zur Textsorte Reportage – heuer ein Schwerpunkt des Festivals – gefunden habe. Das war gleichsam der Weisheit geschuldet: Weil er sich die Extraktion eines Weisheitszahns in der Schweiz nicht leisten konnte, machte er eine Zahnreise nach Ungarn, die er mit einer Reportage darüber finanzierte.
Nachdem insgesamt vier Teilnehmer ihren Auftritt aus Termin- oder gesundheitlichen Gründen abgesagt haben – neben Monique Schwitter etwa auch Clemens J. Setz – werden bis zum Abschluss des Festivals am Sonntag 31 Autoren und Autorinnen gelesen haben. Gerechnet wird mit etwa 3500 Eintritten insgesamt.