Jeder neunte Schweizer ist nach eigenen Angaben in den letzten zwei Jahren Opfer eines medizinischen Fehlers geworden. Das zeigt eine neue Studie. Im internationalen Vergleich liegt das Schweizer Gesundheitswesen damit im hinteren Mittelfeld.
Die Untersuchung basiert auf Daten von fast 20’000 Menschen aus elf Ländern, wie Studienautor David Schwappach von der Stiftung für Patientensicherheit einen Bericht des Konsumentenmagazins „Saldo“ bestätigte. In der Schweiz wurden 1306 Menschen befragt, ob sie schon eine Fehlbehandlung oder ein falsches oder falsch dosiertes Medikament erhalten hatten.
11,4 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten zwei Jahren mindestens einmal Opfer eines solchen medizinischen Fehlers geworden zu sein. Besonders häufig sind Koordinationsprobleme: Viele Patienten berichten, dass Krankenakten nicht verfügbar waren oder dass Ärzte und Pfleger widersprüchliche Informationen gaben.
Vorbild Grossbritannien?
Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz im hinteren Mittelfeld: Am tiefsten ist die Fehlerquote laut der Studie, die im Fachmagazin „Health Expectations“ erscheint, in Grossbritannien (4,7 Prozent) und in Deutschland (7,0 Prozent). Am meisten Fehler melden Patienten aus Norwegen (15,7 Prozent) und den USA (12,9 Prozent).
Schwappach mahnt in der Studie allerdings zur Vorsicht bei der Interpretation der Unterschiede: Zwar könnte eine Erklärung dafür sein, dass die Gesundheitssysteme einiger Länder „sicherer“ sein könnten als andere. Aber es sei auch möglich, dass die Befragungen nicht die tatsächlichen Unterschiede in der Fehlerquote erfassten.
Unterschiedlich sensibilisiert?
So ist es zum Beispiel möglich, dass die Patientensicherheit in einigen Ländern stärker diskutiert wird als in anderen. Patienten könnten dadurch sensibilisierter sein und medizinische Fehler eher erkennen und melden. Zudem kann der Begriff „medizinischer Fehler“ je nach kulturellem Kontext eine unterschiedliche Bedeutung haben.
Zudem war die Bereitschaft, an der Umfrage teilzunehmen, in den verschiedenen Ländern äusserst unterschiedlich: Während in der Schweiz 54 Prozent aller Angefragten Auskunft gaben, waren es in Norwegen bloss 13 Prozent. Menschen, die schon einmal falsch behandelt wurden, hätten wohl eher teilgenommen, schreibt Schwappach.