Den Primarschulen fehlen Lehrer, der Grund scheint erkannt: Viele männliche Jugendliche entscheiden sich schon sehr früh gegen den Beruf des Lehrers. Dies hat eine vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Studie der Pädagogischen Hochschule Zürich ergeben.
Lehrer werden immer seltener an Primarschulen und eine Umkehr der Tendenz scheint nicht in Sicht. Nun hat die Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich) die Gründe erforscht und Empfehlungen erarbeitet. Massnahmen gegen den Mangel an Lehrern müssten bereits in der Primarstufe erfolgen, heisst es in einer Mitteilung der PH Zürich vom Freitag. Wichtige Gründe, die für die Wahl des Lehrerberufs genannt wurden, sind die hohen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die Praxisorientierung, die Möglichkeit von Teilzeitarbeit sowie die Freude am Umgang mit Kindern.
Vor 50 Jahren lag in der Schweiz der Anteil von Lehrern an den Primarschulen noch bei 60 Prozent. Heute sind es gerade noch 20 Prozent. Ein Team von vier Forscherinnen der PH Zürich wollte herausfinden, weshalb junge Männer sich überhaupt für den Lehrerberuf entscheiden. Es befragte angehende männliche Lehrpersonen zu den Gründen ihrer Studienwahl.
Lehrer werden – nur für 12 Prozent eine Option
Grossen Einfluss für den Berufsentscheid hatten laut der Mitteilung Familienmitglieder und Bekannte, die als Lehrerinnen oder Lehrer tätig sind. Die Befragten gaben an, sie seien vor allem durch ihre Väter unterstützt worden, jedoch kaum durch Laufbahnberater oder -beraterinnen oder Gymnasiallehrpersonen.
Die Entscheidung gegen den Lehrerberuf fällt bei Gymnasiasten oft bereits zu Beginn der Mittelschule, wie eine Zusatzbefragung bei 15-jährigen Gymnasiasten ergab. Nur 12 Prozent der Schüler zogen es in Betracht, Lehrer zu werden.
Die Forscherinnen kommen zum Schluss, dass frühe Interventionen nötig sind, um den Männeranteil unter den Lehrpersonen anheben zu können.
Als Primarschüler padagogische Erfahrungen sammeln
Gemäss der Forschungsgruppenleiterin Christine Bieri Buschor sollten die Schüler bereits in der Primarschule dazu ermuntert werden, pädagogische Erfahrungen zu sammeln. Möglich sei dies in altersdurchmischten Lerngruppen oder in der freiwilligen Jugendarbeit, in einem Sportverein oder als Nachhilfelehrer.
Wichtig sei aber auch, dass Gymnasiasten in Gesprächen mit der Studienberatung auf den Lehrberuf aufmerksam gemacht werden. Laut Bieri Buschor wird heute in den Gymnasien häufig nur ein Studium an einer Universität oder an der ETH in Betracht gezogen.
Mehr Primarlehrer könnten auch durch die Umschulung von Quereinsteigern gewonnen werden. Diesen Weg habe die PH Zürich bereits eingeschlagen, heisst es in der Mitteilung.