Bei den verheerenden Wald- und Steppenbränden in Süd- und Ost-Sibirien sind nach Angaben russischer Behörden mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte Menschen mussten medizinisch versorgt werden, mehr als 1000 Häuser verbrannten.
Mehr als 30 Dörfer sind in der russischen Teilrepublik Chakassien im Süden Sibiriens von den Bränden betroffen, die Behörden sprachen von «enormen Schäden». Mehr als 5000 Helfer waren während der Nacht im Einsatz. Präsident Wladimir Putin koordiniere persönlich den Einsatz der Rettungskräfte dort, teilte sein Sprecher mit.
Republikchef Viktor Simin sprach in der Hauptstadt Abakan am Montag von einem Schaden von mehr als fünf Milliarden Rubel (rund 91 Millionen Franken).
Zunächst hatten die Behörden in Chakassien von 15 Toten gesprochen, am Abend aktualisierten sie die Zahlen. «Unter den Verletzten gibt es acht, die in einem schwierigen Zustand sind. Vor allem geht es um Rauchvergiftungen und Verbrennungen», sagte die Sprecherin des örtlichen Gesundheitsministeriums, Anna Borodina, der Agentur Interfax zufolge. Insgesamt hätten 900 Menschen medizinische Hilfe beansprucht.
Die Behörden machten Bauern, die trockenes Gras verbrannten, für die Brände verantwortlich. Die nationale Ermittlungsbehörde in Moskau leitete ein Strafverfahren gegen fünf Personen wegen Fahrlässigkeit ein.
Die Lage in der russischen Teilrepublik Chakassien sei nun unter Kontrolle, sagte der oberste russische Inspektor für Brandschutzfragen, Boris Borsow. «Alle Brände sind heute gelöscht», sagte er. Überall blieben aber Löschtrupps im Einsatz, weil die Gefahr neuer Feuer bestehe.
Vom All aus zu erkennen
Das Feuer hatte sich am Sonntag in Windeseile ausgebreitet. Dabei waren die meist aus Holz gebauten Häuser verbrannt. Wegen der dramatischen Lage hatte das Verteidigungsministerium auch den Einsatz von 700 Soldaten sowie von Militärtechnik genehmigt.
Dem staatlichen Fernsehen zufolge waren die Feuer derart heftig, dass sie sogar aus dem All zu erkennen waren. Das Fernsehen zeigte Satellitenaufnahmen der Flammen, die auf dutzenden Quadratkilometern tobten und den Angaben zufolge bis zu drei Meter hoch geschlagen sein sollen. Sturmartige Winde und Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius sollen die Brände den Behörden zufolge erheblich angetrieben haben.
Auch mindestens 700 Rinder und rund 3000 Schafe kamen bei den Waldbränden in Chakassien um. Angesichts der grossflächigen Zerstörung von Feldern gab es Befürchtungen, dass es nun nicht mehr genügend Weideflächen für die überlebenden Tiere gibt.
Vorbereitung zur Evakuierung in Ost-Sibirien
Ebenfalls am Montag versuchten Helfer Brände in der weiter östlich gelegenen Region Tschita unter Kontrolle zu bringen, wo bislang zwei Menschen getötet wurden. «Die Situation ist sehr ernst», sagte der dortige Gouverneur Konstantin Ilkowski seinen Mitarbeitern zufolge.
Auch Ilkowski rief die Anwohner dazu auf, kein weiteres Gras mehr zu verbrennen; die Bewohner verschiedener Ortschaften sollten sich auf eine Evakuierung vorbereiten.
Die Behörden gaben an, dass auch in der Nähe mehrerer Munitionslager gegen die Flammen gekämpft werde. Allerdings beharrten sie darauf, dass von diesen keine Gefahr einer Explosion ausgehe.
Im Frühling und Herbst kommt es in Russland durch das Abbrennen von trockenem Gras immer wieder zu verheerenden Bränden. 2010 kamen bei derartigen Feuern mindestens 60 Menschen ums Leben, mehr als 3000 Häuser wurden zerstört. Die Hauptstadt Moskau war damals von Rauch umhüllt und die dortige Sterberate um das Doppelte nach oben geschnellt. 2012 wurden Umweltgruppen zufolge zehn Millionen Hektar Wald in Sibirien durch Brände zerstört.