Bei der ersten Verleihung des Schweizer Filmpreises in Zürich hat erwartungsgemäss das Berner Kunsthandwerk aufgetrumpft: «Der Goalie bin ig», der mit sieben Nominationen ins Rennen stieg, konnte sich vier Auszeichnungen sichern.
«Der Goalie bin ig», der Streifen über einen herzensguten Verlierer, der in der Deutschschweiz mit mittlerweile über 68’000 Eintritten zum Kassenschlager avanciert ist, wurde am Freitagabend im Schiffbau in Zürich zum besten Schweizer Film des Jahres gekürt.
Pedro Lenz, auf dessen Roman der Streifen basiert, sowie Sabine Boss und Jasmine Hoch erhielten den Quartz für das beste Drehbuch. Der Preis sei «allen marginalisierten Goalies dieser Welt» gewidmet, sagte Lenz.
Auch «Goalie»-Hauptdarsteller Marcus Signer konnte jubeln. Alle Nominierten hätten den Preis verdient, betonte er. In mehreren Kategorien entschieden sich die Mitglieder der Schweizer Filmakademie tatsächlich für die Konkurrenz des «Goalie».
Den Quartz für die beste Darstellerin – und einzige Auszeichnung für das mit vier Nominationen gestartete Prostitutionsdrama «Traumland» – erhielt die Bündnerin Ursina Lardi. Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch als Laudatorin begrüsste besonders diesen Preis für einen Film, der grossstädtische Themen aufgreift.
Mehrere Überraschungen
Bester Nebendarsteller wurde der junge Solothurner Dimitri Stapfer für seine Rolle im Westschweizer Film «Left Foot Right Foot». Mit der Ehrung für die beste Kamera erhielt der Streifen als Überraschung des Abends noch einen zweiten Quartz.
Dass nicht einer der vieldiskutierten Filme über Migration oder die Blocher-Doku die Auszeichnung bei den Dokfilmen zugesprochen erhielt, sondern Peter Liechtis Familiengeschichte «Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern», darf ebenfalls als Überraschung gelten.
Schliesslich verblüffte wohl auch Kulturminister Alain Berset das Publikum – mit der Aussage «Optimismus und Fortschrittsglaube» seien natürliche Ressourcen der Schweiz. Der Bundesrat hielt die Laudatio auf Alexander J. Seiler, den Träger des Ehren-Quartz.
Berset räumte ein, dass es in den vergangenen Jahrzehnten bisweilen schwer gewesen sei, den Glauben an sozialen Fortschritt zu nähren: «Es wäre ein Leichtes, zu resignieren.» Seiler zähle jedoch zu denjenigen, die nie resigniert hätten.
Alexander J. Seiler arbeitete zunächst als Journalist, bevor er sich dem Film zuwandte. Sein Dokfilm «Siamo italiani» (1964) über den Alltag italienischer Gastarbeiter, die mit Fremdenfeindlichkeit der Schweizer konfrontiert sind, sorgte international für Aufsehen. Seilers Werk sei «Teil der DNA der Kultur unseres Landes», erklärte Berset.
Premiere im Schiffbau
Der Schweizer Filmpreis wurde dieses Jahr zum 17. Mal vergeben. Zürich war nach einer eigentlichen «Tour de Suisse» der Preisgala erstmals Gaststadt. Bis 2008 fand die Veranstaltung während der Solothurner Filmtage statt, anschliessend kam Luzern zum Handkuss.
Seit vergangenem Jahr wird die Zeremonie abwechselnd in Genf und Zürich durchgeführt. Für beide Austragungsorte gilt, dass in kommenden Jahren noch Luft nach oben vorhanden ist.
Wie bereits im Vorjahr in Genf wurden auch in Zürich fast schon hektisch Kategorien abgespult. Lediglich der 85-jährige Seiler, der zu Beginn seiner Ausführungen noch erklärte hatte, er habe nichts zu sagen, sprach lange und verdankte herzlich die ihm zuteil gewordene Ehre.
Für die Premiere im Schiffbau engagierten die Veranstalter die landesweit noch wenig bekannte Bündner Sängerin und «Telesguard»-Moderatorin Maria Viktoria Haas. Auf eine TV-Übertragung mussten Filmfans allerdings verzichten, die Show war lediglich als Live-Stream zu sehen.