Zwei Tage nach der Parlamentswahl in der Türkei ist es in der Kurdenmetropole Diyarbakir zu tödlichen Zusammenstössen verfeindeter kurdischer Gruppen gekommen. Mindestens vier Menschen wurden dabei am Dienstag getötet.
Zunächst hätten Unbekannte den Chef der kurdisch-islamistischen Hilfsorganisation Ihya-Der in seinem Büro in Diyarbakir erschossen, verlautete aus Spitalkreisen. Dies habe weitere Ausschreitungen provoziert, bei denen drei weitere Menschen getötet worden seien, hiess es aus den selben Quellen. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, darunter drei Journalisten.
Zunächst war von drei Toten die Rede. Augenzeugen berichteten, an den Zusammenstössen seien Anhänger der Jugendorganisation der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der verfeindeten islamistischen Partei Hüda-Par beteiligt gewesen.
Die Hilfsorganisation Ihya-Der ist mit der Partei Hüda-Par verbunden. Hüda-Par zieht Sympathisanten der türkischen Hisbollah an, einer militanten sunnitischen Gruppe, die in den 90er Jahren aktiv war. «Er ist als Märtyrer gestorben», sagte ein Verantwortlicher von Hüda-Par zum Tod des Ihya-Der-Vorsitzenden.
Zwischen Anhänhern von Hüda-Par und Sympathisanten der PKK war es in der Vergangenheit bereits mehrmals zu Auseinandersetzungen gekommen.
HDP verurteilte Attentat
Die pro-kurdische Partei HDP verurteilte das Attentat auf den Chef der Organisation. Diyarbakir ist die Hochburg der HDP. Erst am Freitag gab es in Diyarbakir einen Anschlag auf eine Wahlveranstaltung der HDP, bei der drei Menschen starben und mindestens 200 verletzt wurden. HDP-Chef Selahattin Demirtas machte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für den Anschlag verantwortlich.
Die HDP überwand bei der Parlamentswahl am Sonntag erstmals die Zehn-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament und ist mitverantwortlich für den Mehrheitsverlust der regierenden AKP, der Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Rücktritt Davutoglus angenommen
Für die AKP beginnt nun die Suche nach einem Koalitionspartner. Diese dürfte schwierig werden: Bisher zeigten sich die drei künftig im türkischen Parlament vertretenen Parteien nicht bereit, mit der AKP eine Koalition einzugehen.
Die AKP kam am Dienstag zu Beratungen in Ankara zusammen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan empfing am Abend Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, der Vorsitzender der AKP ist. Dabei nahm Erdogan den Rücktritt von Davutoglus Regierung an.