Ein Schüler hat an einer Schule in Kanada um sich geschossen und vier Menschen getötet. Mehrere weitere Opfer seien bei dem Vorfall am Freitag an einer High School in La Loche im Norden der Provinz Saskatchewan verletzt worden.
Dies sagte Polizeichefin Maureen Levy vor Journalisten. Es war die schwerste Straftat an einer Schule in Kanada seit 26 Jahren. Das Motiv des Täters war zunächst unklar.
Regierungschef Justin Trudeau sprach vom «schlimmsten Albtraum aller Eltern» und von einem «tragischen Tag». Polizeichefin Levy sagte, die Polizei sei nach einem Notruf angerückt. 45 Minuten nach den Schüssen in der Schule sei ein Verdächtiger festgenommen und seine Waffe beschlagnahmt worden.
Opfer sind Schüler und Angestellte der Schule
Nach Angaben von Gemeindebürgermeister Kevin Janvier handelte es sich bei dem mutmasslichen Täter um einen Schüler der High School. Die Opfer seien Schüler und Angestellte der Schule.
Zeugen sagten dem Fernsehsender CBC, sie hätten mindestens sechs Schüsse in der Schule in der abgelegenen Stadt im Mittleren Westen Kanadas gehört. «Ich bin aus der Schule gerannt», sagte der Schüler Noel Desjarlais CBC. Alle hätten laut geschrien. «Es sind sechs, sieben Schüsse gefallen, bevor ich draussen war – ich glaube, danach wurde noch mehrere Male geschossen.»
Suche nach weiteren Opfern
Laut dem Blatt «Star Phoenix» tötete der Schütze erst zwei junge Verwandte, bevor er sich zur nahe gelegenen Schule aufmachte. Polizeisprecherin Maureen Levy bestätigt später, dass neben der Schule auch ein Haus durchsucht werde. «Habe gerade zwei Leute getötet», soll der junge Mann in einem sozialen Netzwerk nach der ersten Tat geschrieben haben. Das Alter der Opfer nennt Levy nicht.
In der Gemeinde La Loche rund 600 Kilometer nördlich von Saskatoon leben etwa 2500 Menschen. Die meisten von ihnen sind indianischer Abstammung.
Die Selbstmordrate ist hier überdurchschnittlich hoch, die höchste in der gesamten Provinz Saskatchewan, berichtet der «Star Phoenix». Pro 100’000 Einwohner nahmen sich zwischen 2008 und 2012 im Schnitt 43 Menschen das Leben – mehr als dreimal so viele wie im Vergleich mit dem Rest der Provinz. Im Ort ist von einer Epidemie die Rede.
Identitätsverlust und Drogen
Teil des Problems soll der Verlust kultureller Identität sein, immer weniger Kinder sprechen die Sprache der hier lebenden Clearwater River Dene Nation. Zudem liegt La Loche isoliert und relativ abgeschnitten von der Aussenwelt. Es gibt keine Restaurants, kein Hotel, keine Kinos, keine Bank.
Auch Alkohol und Drogen seien ein Ausweg aus der Depression, sagte Connie Cheecham, die für ein Programm zur Stärkung der Familie arbeitet, vergangenes Jahr. «Viele unserer Leute wissen einfach nicht, wie sie damit umgehen sollen.»
Die Abgeordnete Georgina Joliebois, früher Bürgermeisterin von La Loche, zeigte sich «schockiert und traurig über die Schiesserei». Brad Wall, Regierungschef von Saskatchewan, sprach von «entsetzlichen Vorkommnissen» und versprach Unterstützung für die Betroffenen.
Im Vergleich zu den USA sind Amokläufe in Kanada selten. Im Dezember 1989 hatte ein junger Mann in der Polytechnischen Hochschule von Montréal 14 Menschen, darunter zehn Studentinnen, getötet, bevor er sich selbst umbrachte. An der Concordia-Universität in Montréal gab es im August 1992 eine Schiesserei mit vier Toten. Trudeau kündigte eine Überprüfung der Waffengesetze an.