Im Fall der verschwundenen Studenten in Mexiko hat es vier weitere Festnahmen gegeben. Bei den Festgesetzten handelt es sich um Mitglieder der Drogenbande Guerreros Unidos.
Zwei von ihnen sollen direkt für die Verschleppung der Studenten in Iguala im südlichen Bundesstaat Guerrero verantwortlich sein. Das teilte die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft am Montag (Ortszeit) mit. Im Fall der möglicherweise getöteten 43 Lehramtsstudenten wurden damit bislang 56 Verdächtige festgenommen, unter ihnen etwa 40 Polizisten.
Die vier zuletzt Festgenommenen hätten zugegeben, an der «Entführung und dem Schicksal dieser Gruppe beteiligt» gewesen zu sein, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam vor Journalisten. Demnach waren zwei Mitglieder der Drogenbande für die Verschleppung verantwortlich, die beiden anderen sollen als Wachen für das Kartell fungiert haben.
In Cocula bei Iguala wurde unterdessen ein weiteres geheimes Grab entdeckt. Nach Angaben eines Bundesbeamten soll menschliche Reste enthalten. Gerichtsmediziner waren demnach vor Ort.
Schon früher waren in der Nähe von Iguala Massengräber mit 38 Leichen gefunden worden. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass es sich bei 28 Leichen aus den Gräbern nicht um vermisste Studenten handelte. Weitere Untersuchungen waren im Gange.
Bürgermeister unter Verdacht
Die Studenten werden seit Ende September vermisst. Die Gruppe war bei der Rückkehr von einer Spendensammelaktion von Polizisten und Mitgliedern der Guerreros Unidos angegriffen worden. Es wird befürchtet, dass sie getötet wurden.
Die Behörden vermuten, dass Igualas Bürgermeister José Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie am nächsten Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören. Das mittlerweile untergetauchte Bürgermeisterpaar, das Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten soll, gilt als Drahtzieher des Verbrechens.
Mehr als 1200 Sicherheitskräfte sind für die Suche nach den angehenden Lehrern mobilisiert. In Mexiko, wo die Gewalt der Drogenbanden seit Jahren zunimmt, hat der Fall eine Welle der Empörung ausgelöst und zu teils gewaltsamen Protesten geführt.
Gouverneur zurückgetreten
Am vergangenen Donnerstag trat der Gouverneur von Guerrero, Ángel Aguirre, zurück. Als sein Nachfolger amtiert seit Sonntag übergangsweise der Politikwissenschaftler und Soziologe Rogelio Ortega Martínez. Er wurde am Montag vom Präsidenten Enrique Peña Nieto in dessen Residenz in Mexiko-Stadt empfangen.
Bei dieser Gelegenheit kündigte der Staatschef an, in Guerrero «die Ordnung wiederherstellen» zu wollen. Zu diesem Zweck werde sein Sicherheitskabinett am Dienstag mit dem Gouverneur zusammentreffen. Angehörige der Verschwundenen kündigten unterdessen weitere Protestaktionen an.