Hunderttausende Vietnamesen haben dem als Nationalheld gefeierten General Vo Nguyen Giap die letzte Ehre erwiesen. Unter grosser Anteilnahme seiner Landsleute wurde Giap, der Frankreich und den USA in zwei Kriegen entscheidende Niederlagen zufügte, am Sonntag in seiner Heimatprovinz Quang Binh beigesetzt.
Zuvor hatten die Massen in Hanoi Abschied von Giap genommen, der Anfang Oktober im Alter von 102 Jahren gestorben war. Der mit einer Nationalflagge umhüllte Sarg Giaps wurde in Vung Chua in einer abgelegenen Küstenregion begraben. Zuvor war er mit dem Flugzeug von Hanoi in die Heimat des Generals gebracht worden.
Zahlreiche Menschen erwarteten den Sarg am Flughafen von Quang Binh, viele von ihnen trugen gelbe Blumensträusse und säumten die Hauptstrasse bis zu dem privaten Bestattungsort.
Giap bekam ein zweitägiges Staatsbegräbnis, das grösste seit Jahrzehnten in Vietnam. Am Samstag nahmen zehntausende Trauernde in der Trauerhalle mit dem aufgebahrten Sarg in der Hauptstadt Hanoi Abschied, darunter Kriegsveteranen mit ordensgeschmückter Brust und Jugendliche mit dem Porträt des Verstorbenen an ihrer Kleidung.
Während Soldaten in weissen Uniformen und schwarz gekleidete Familienangehörige Wache hielten, trugen sich ranghohe Parteifunktionäre in das Kondolenzbuch ein. Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, würdigte in seinem Eintrag Giaps «enormen Beitrag zur vietnamesischen Revolution», wie die Staatsmedien berichteten. Auch der Präsident Truong Tan Sang und Regierungschef Nguyen Tan Dung schrieben sich ein.
Auf dem Weg von der Trauerhalle zum Flughafen von Hanoi standen zahlreiche Menschen am Strassenrand, um ihrem Helden das letzte Geleit zu geben. Trauernde fielen auf die Knie, um zu beten, manche riefen «Lang lebe General Giap!». Der Name des Generals werde «für immer in die Geschichte der Nation eingraviert» sein, sagte KP-Chef Trong in einer vom Fernsehen übertragenen Rede am Sonntag.
Giap war am 4. Oktober im Alter von 102 Jahren gestorben. Er fügte den französischen Kolonialtruppen 1954 in der Schlacht von Dien Bien Phu eine schwere Niederlage zu und trug später mit dem Fall von Saigon im April 1975 entscheidend zum Abzug der US-Armee bei. Nach dem Revolutionsführer Ho Chi Minh genoss Giap in Vietnam zeitlebens die grösste Popularität.
Der 1911 in einem Dorf der zentralen Provinz Quang Binh geborene Giap inspirierte mit seiner Guerillataktik antikoloniale Kämpfer in der ganzen Welt. Er hinterlässt seine Frau Dang Bich Ha und vier Kinder. Auf Wunsch seiner Familie wurde Giap nicht wie üblicherweise die ranghohen kommunistischen Führer auf dem Mai-Dich-Friedhof in Hanoi beigesetzt.