Der US-Technologieriese IBM holt sich erstmals Frau an die Spitze: Vertriebschefin Virginia Rometty soll zum Jahreswechsel den erfolgsverwöhnten Konzernlenker Sam Palmisano ablösen, der sich nach neun Jahren auf Posten des Verwaltungsratspräsidenten zurückzieht.
Die 54-Jährige, die oft einfach Ginni genannt wird, wird damit einen der erfolgreichsten Manager der USA beerben. Er hat in seinen zehn Jahren an der Spitze von „Big Blue“ den Computerhersteller zu einem Dienstleistungsgiganten umgebaut, dem nicht einmal die Wirtschaftskrise viel anhaben konnte. „Sam hat uns vor allem beigebracht, niemals damit aufzuhören, IBM neu zu erfinden“, sagte Rometty am Firmensitz in Armonk im US-Bundesstaat New York.
Erfolgreicher Umbau
Palmisano war Anfang 2002 zum IBM-Chef aufgestiegen und drückte dem Unternehmen seinen Stempel auf: Er verkaufte nacheinander das angestammte Geschäft mit PCs, Druckern und Festplatten und steckte die Erlöse in den Zukauf von Softwarefirmen und den Ausbau des Servicegeschäfts.
Der Umbau war erfolgreich. Heute ist IBM ein Koloss mit 430’000 Angestellten, einem Jahresumsatz von 100 Mrd. Dollar und einer Börsenbewertung annähernd 213 Mrd. Dollar. Damit ist das Computer-Urgestein mehr wert als Google oder Intel und wird unter den Technologiefirmen nur noch von Apple und Microsoft übertroffen.
IBM betreibt heute etwa Rechenzentren für andere Firmen oder berät Unternehmen in geschäftlichen Fragen. Das ist wesentlich lukrativer als Hardware für Privatkunden zu bauen. Von der alten „Big Blue“ sind nur noch die leistungsstarken Firmenrechner übrig geblieben.
Langjährige Weggefährtin
„Es gibt keine grössere Ehre im Geschäftsleben, als gefragt zu werden, ob man IBM führen möchte“, sagte Rometty. Sie gehört zu den wichtigsten Mitarbeiterinnen von Palmisano und hat den Umbau all die Jahre mitgetragen und mitgestaltet.
Sie hatte 1981 als Systemtechnikerin angefangen und sich bis zur weltweiten Verkaufsleiterin hochgearbeitet. Unter ihrer Verantwortung baute IBM das Geschäft in den Schwellenländern stark aus. Ihre Sporen abverdient hatte sich Rometty bei der Eingliederung der 2002 übernommenen Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers Consulting – mit fast 4 Mrd. Dollar seinerzeit der grösste Zukauf von IBM.