Die Zugvögel, die jedes Jahr über Europa hinwegziehen, können neu am Bildschirm mitverfolgt werden. Möglich macht dies eine neue Datenbank von 21 Ländern mit jährlich rund 30 Millionen Beobachtungen. Die Schweizer Vogelwarte spielte beim Projekt eine Vorreiterrolle.
In ganz Europa beobachten zehntausende Ornithologen Vögel und melden ihre Sichtungen an Onlineportale. Die 2013 gestartete Initiative „EuroBirdPortal“ hat zum Ziel, diese von Freiwilligen gesammelte Datenmenge zu speichern und übersichtlich darzustellen. Am Freitag wurde das Projekt in Brüssel vorgestellt.
Europaweit werden jährlich 30 Millionen Beobachtungen erfasst. Dank der gesammelten Daten wüssten Forschende in ganz Europa immer besser, wo sich die Zugvögel gerade aufhielten und wo ihre wichtigen Rast- und Überwinterungsgebiete lägen, heisst es in einer Mitteilung der Vogelwarte Sempach vom Freitag.
Auf der Webseite www.eurobirdportal.org können Besucher im Zeitraffer die Vogelzüge vorerst von 15 Arten im Jahresverlauf beobachten oder mit dem Temperaturverlauf auf dem Kontinent vergleichen. Heimzug und Wegflug der Zugvögel können praktisch in Echtzeit mitverfolgt werden.
Dank dem Projekt sei künftig frühzeitig erkennbar, wenn nordische Arten wie der Raufussbussard oder der Seidenschwanz eine Invasion nach Mitteleuropa machten, schreibt die Vogelwarte. Damit hätten die freiwilligen Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre eigenen Beobachtungen in einem grösseren Zusammenhang zu sehen.
In der Schweiz melden rund 2000 Ornithologinnen und Ornithologen ihre Beobachtungen seit 2007 regelmässig auf www.ornitho.ch. Dort sind jährlich rund 1,4 Millionen Vogelbeobachtungen registriert. Europaweit sind über 100’000 freiwillige Vogelbeobachter im Einsatz.
Die Meldeplattform der Schweiz wurde laut Vogelwarte von allen Nachbarländern übernommen. Das «EuroBirdPortal» ist ein Projekt des 1992 gegründeten European Bird Census Council (EBCC). Der Gesellschaft, die unter anderem den ersten Atlas mit europäischen Brutvogelarten publizierte und Vogelpopulationen schützen will, gehören 29 Institutionen und 21 Länder an.