Trotz grossen Aufwands konnte Stav Jacobi, der Präsident von Volero Zürich, mit seinen Spielerinnen auch in diesem Jahr die Champions League nicht gewinnen. Nun denkt Jacobi an eine Redimensionierung.
Am Samstag hatten die Spielerinnen Voleros mit dem 180. Sieg in Folge auf nationaler Ebene souverän den zwölften Cupsieg in 13 Jahren gefeiert. Vier Tage danach scheiterten sie in Istanbul gegen Vakifbank in den Viertelfinals der Champions League. Einmal mehr, zum sechsten Mal in den letzten zehn Jahren, bedeutete die Runde der letzten acht Endstation. Die Hürde Viertelfinal konnte Volero nur 2007 überspringen, als der Zürcher Serienmeister als Gastgeber für die Halbfinals gesetzt war.
Nach dem zehnten vergeblichen Anlauf scheint es, als bleibe die europäische Krone für Volero ein Traum. Die Begeisterung für sein Herzensprojekt hat Jacobi noch nicht verloren. Aber er ist zur Einsicht gelangt, dass es mit einem Schweizer Team fast nicht möglich ist, die Champions League als Sieger abzuschliessen – auch mit vielen Millionen und entsprechend starken Spielerinnen nicht. Zu wenig wird sein Team national gefordert. International fehlt dann die Wettkampfhärte.
Nicht weiter als 2014
Vor drei Jahren hatte Jacobi mit Geld aus dem eigenen Sack einen bisher letzten Anlauf genommen, mit aller Macht ein Team zusammenzustellen, das innerhalb von drei Jahren den angestrebten Triumph perfekt machen soll. Seit Mittwoch ist klar: Er hat sein Ziel verfehlt. Auf dem Papier ist Volero nicht weiter als 2014. Die Frage ist deshalb erlaubt: Wie weiter mit Volero?
Wie das Team im nächsten Jahr aussehen wird, lässt der 50-Jährige offen. «Änderungen gibt es jedes Jahr. Die Frage ist, wie radikal diese sind», sagt er. Jacobi lässt durchblicken, dass er mit Volero abspecken wird – gut genug, um national weiterhin zu dominieren und international mitspielen zu können, aber nicht mehr gut genug, um die Champions League zu gewinnen.
Transfermarkt am Boden
Der Plan beinhaltet auch wirtschaftliche Überlegungen. Das Geschäftsmodell Volero, wie es Jacobi seit Jahren anwendet, funktioniert nicht mehr. In der Vergangenheit verpflichtete Volero überall auf der Welt junge Talente und bildete sie aus. Mit dem Ausleihen oder Verkaufen von Spielerinnen nahm Jacobi Geld ein, das er für seine Stars einsetzte.
Nun haben die wirtschaftlichen Probleme auch den Volleyball erreicht. «Der Transfermarkt ist am Boden», so Jacobi. «Wir aber leben von diesem Markt, verdienen daran. Die Verträge bei den besten Klubs sind noch halb so gut dotiert wie vor zwei Jahren. Der Volleyball blutet derzeit», sagt der eingebürgerte Russe, der 1991 eingewandert und 2002 – vorerst als Trainer – beim damaligen NLB-Klub eingestiegen ist.
Zu wenig Partien
Der einflussreiche Funktionär, der auch im Verwaltungsrat der Grasshopper Fussball AG sitzt, ist zudem unzufrieden mit dem aktuellen System der Champions League. «Man muss die Champions League anders gestalten. Ein Wettbewerb mit 20 Partien wäre interessant. Derzeit stelle ich ein Team für acht Partien zusammen. Das ergibt Ausgaben von 500’000 Franken pro Spiel. Diese Rechnung kann nicht aufgehen.»
Die Champions League sei anti-wirtschaftlich aufgebaut. «Wir haben vier Heimspiele, in denen wir uns präsentieren und Geld verdienen können. Kaum ist die Saison angelaufen, ist sie schon wieder vorbei», so Jacobi. Beim besten Willen würde er so kaum Sponsoren finden, die sich engagieren wollten. «Das nächste Spiel in der Champions League steht im kommenden Dezember im Programm. Wie soll ich das verkaufen?»
«Das sind ‚Fake-News’»
In den letzten Wochen kamen Gerüchte auf, Volero bewerbe sich für eine Teilnahme an der russischen Meisterschaft, um konkurrenzfähiger zu werden und mehr Partien auf hohem Niveau austragen zu können. Jacobi dementiert, dass dies überhaupt ein Thema ist. «Bei Trump würde man sagen, es handelt sich um ‚Fake-News‘. Ich habe überhaupt nichts auf dem Tisch. Es handelt sich wohl um nichts anderes als einen Gedanken des russischen Verbands. Und bei all meiner kreativen Vorstellungskraft, ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Teilnahme rechtlich überhaupt machbar wäre.»