Die Schweiz profitiert vom Käsefreihandel mit der EU. Zwar erhielten die einheimischen Hersteller stärkere Konkurrenz aus dem Ausland, doch können sie im Gegenzug wieder mehr Käse exportieren. Die Konsumenten wiederum haben eine grössere Auswahl an Sorten.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts BAKBASEL. Auftraggeber der Studie war das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Der Käsehandel zwischen der Schweiz und der EU ist seit Juni 2007 vollständig liberalisiert. Grundlage bildeten die Bilateralen Abkommen aus dem Jahr 1999.
Wie der stellvertretende BLW-Direktor Jacques Chavaz vor den Medien sagte, sind die positiven Befunde zum Käsefreihandel mit der EU nicht direkt übertragbar auf andere Bereiche im Agrarsektor. Das Parlament hatte im Frühling aus Angst vor einer weiteren Öffnung beschlossen, die laufenden Verhandlungen mit der EU zu sistieren.
Teurer Käse in die EU
Gemäss der Studie ist es durch den Käsefreihandel auf dem heimischen Markt zu keiner Verdrängung der Hersteller gekommen. Die steigenden Importe konnten die Schweizer Produzenten mit Verkäufen in die EU sogar mehr als kompensieren. Tendenziell verkauft die Schweiz eher teureren Käse. Günstigere Produkte und Industriekäse werden importiert.
Im vergangenen Jahr hat die Schweiz rund 11’000 Tonnen mehr Käse in den EU-Raum exportiert als importiert. Wie die Studie zeigt, konnte seit der Einführung der ersten Liberalisierungsschritte im Jahr 2003 der stetige Rückgang der Handelsbilanz in den 1990er Jahren aufgehalten werden.
Im Jahr 1990 hatte die Schweiz noch 35’500 Tonnen mehr Käse ausgeführt als eingeführt. Allerdings wurden die Exporte damals vom Bund subventioniert. Heute gibt es keine Exportsubventionen mehr.
Vom Trend nicht profitieren konnte der Emmentaler: Von 2003 bis 2011 brach die Exportmenge um 32 Prozent ein. Alle anderen Käsesorten zusammen legten im gleichen Zeitraum beim Export um fast 100 Prozent zu. Insbesondere Frisch- und Halbhartkäsesorten füllten die Lücke, die der Emmentaler hinterliess.
Deutschland ist wichtig
Wichtigstes Abnehmerland von Schweizer Käse ist Deutschland. Dort setzt die Vermarktungsorganisation Switzerland Cheese auch die meisten Werbegelder ein. Im Jahr 2011 flossen rund 37 Prozent (16,3 Mio. Fr.) nach Deutschland. Das zeige einen deutlich positiven Zusammenhang zwischen Werbung und Exportentwicklung, heisst es in der Studie.
In anderen Ländern konnte die Menge an Schweizer Exportkäse trotz Freihandels nicht zulegen – oder schlimmer: Der Rückgang der 1990er Jahren setzte sich fort. Nicht auszuschliessen ist jedoch, dass Schweizer Käse via Deutschland in andere EU-Staaten gelangt. Denn: Im EU-Raum konnten in den vergangenen drei Jahren Marktanteile gewonnen werden.
Innovation dank Freihandel
Insgesamt haben die Schweizer Hersteller zwischen 2003 und 2011 mehr Käse produzieren können – rund 1,4 Prozent mehr pro Jahr. Ebenfalls gestiegen ist der Käsekonsum in Inland. Als Hauptgrund nennt die Studie das breitere Angebot beim Käse. Dieses ist einerseits durch neue ausländische Käsesorten grösser geworden.
Andererseits spornte die ausländische Konkurrenz die inländischen Produzenten an, neue Sorten herzustellen. Aufgrund des gestiegenen Wettbewerbs habe sich die Innovationsbereitschaft in den letzten Jahren deutlich erhöht, heisst es in der Studie.
Profitiert haben die Konsumentinnen und Konsumenten auch beim Preis. So hat gemäss der Studie der Freihandel nicht zu steigenden Preisen geführt, eher im Gegenteil. Vergleiche zeigten, dass die Entwicklung des Käsepreises moderater verlief als bei anderen Lebensmitteln.