Mit einem Feldversuch mit bunten Sandkörnern haben Forscher vom Lawinenforschungsinstitut SLF in Davos die Bedeutung des Pflanzenwuchses als Erosionsschutz nachgewiesen. Aus der Studie könnten Empfehlungen zur Renaturierung etwa von alpinen Baustellen oder Skipisten abgeleitet werden, teilte das SLF am Mittwoch mit.
Rund 500 bis 5000 Tonnen Boden werden jährlich weltweit vom Winde verweht. Dabei geht fruchtbares Land verloren, zudem führt der Feinstaub zu Lungenerkrankungen, an denen allein in China jährlich Tausende Menschen sterben, wie das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF schreibt.
Auch in den Schweizer Alpen tragen starke Winde stellenweise beträchtliche Mengen an Boden ab, etwa in Gebieten, wo die Vegetationsdecke durch Pistenplanierungen beschädigt wurde, und während Trockenperioden.
Ob eine Vegetationsdecke dem vorbeugen kann, haben SLF-Forscher mit einem Winderosions-Messfeld auf der Latschüelfurgga (GR) untersucht, einem Gebirgspass auf rund 2400 Metern über Meer. Ein Teil der Fläche trug natürliche Vegetation, die etwa 10 bis 20 Prozent des Bodens abdeckte. Eine vegetationsfreie Fläche wurde mit einer Plastikplane simuliert.
4000-mal weniger Sand verfrachtet
Darauf liessen die Forscher unschädlichen, farbigen Quarzsand rieseln. Was der Wind forttrug, fingen aufgestellte Sedimentsammler auf. Eine vorläufige Auswertung der Messungen über fünf Jahre übertrifft die Erwartungen der Forscher: Bei einem mittleren Vegetations-Deckungsgrad von 15 Prozent wurden bis zu 800-mal weniger Sandkörner verfrachtet als auf der Plane.
Bei hoher Vegetationsdeckung von 20 Prozent waren es sogar bis zu 4000-mal weniger. Dies berichten die Forscher in der Online-Fachpublikation «Planet@Risk» der Stiftung Global Risk Forum Davos. Naturgemäss veränderte sich der Erosionsschutz mit der Vegetationsperiode, er war im Frühjahr mittel, im Sommer am grössten und im Herbst gering.
Das Fazit der Forscher: Schon eine lückige Vegetationsdecke reduziert die Bodenabtragung durch Winderosion im alpinen Gelände beträchtlich. Zerstörte Gebiete wie alpine Baustellen oder Skipisten sollten deshalb umgehend wieder begrünt werden, und zwar auf eine Weise, die in allen Jahreszeiten Schutz bietet.
Noch sei Erosion keine grosse Bedrohung in den Schweizer Alpen, schreibt das SLF. Dies könne sich aber mit der Klimaveränderung schnell und drastisch ändern.