Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts: Was hat der Erste Weltkrieg in Basel für Auswirkungen gehabt? Mit persönlichen Zeugnissen vermittelt eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek einen Eindruck davon, schreibt unser Community-Mitglied.
«Und hören wir wieder das ferne, unheimliche Brummen – Krieg und Frieden, welch ein Gegensatz.» Mit diesen Worten eröffnete der Ausstellungs-Projektleiter David Tréfás vor geladenen Gästen die von ihm und seinem Mitarbeiterstab konzipierte Ausstellung: «Der Erste Weltkrieg in der Region Basel».
Der Erste Weltkrieg gilt als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts und bildet einen messerscharfen Einschnitt in der gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung der meisten Länder vom europäischen Kontinent und der ganzen Welt.
«Die Mobilmachung in Basel vom 1. August 1914 hat Basel, die Schweiz aus heiterem Himmel getroffen», erläuterte der Referent weiter. «Es herrschte brütende Hitze, als das Basler Landsturmbataillon 51 um 14 Uhr auf der Margarethenmatte einrückte und vereidigt wurde. Und dies mitten in der sonst gemächlich ruhigen Basler Ferienzeit.»
Viele Männer mussten aus den Ferien nach Basel zurückkehren und ihre leichten, offenen Sommerhemden gegen dicke Ordonnanzkittel mit würgendem Stehkragen wechseln. Die Soldaten erhielten den Auftrag, die schweizerische Westgrenze vor einem Durchmarsch der Franzosen zu sichern.
(Bild: Frèdéric Chr. Währen)
Ein völlig sinnloser Krieg (aber welcher Krieg ist schon sinnvoll), welcher Europa an der Achillesverse getroffen hat – und vor allem ein Krieg, der auf diplomatischem Weg hätte verhindert werden können. Zwei schwache Kaiser hatten die Gelegenheit der politischen Lösung verpasst und das Ruder ihren säbelrasselnden Generalitäten überlassen, was schlussendlich in einem sinnlosen Morden endete. Sowohl auf Seiten der Armeen wie auch bei der unschuldigen Zivilbevölkerung begann ein unsägliches Leiden und Sterben.
Die Schweizer Armee verzeichnete nur wenige Verluste. Aus dem Landkreis Lörrach fielen 500 Soldaten, aus St. Ludwig/Hüningen verloren gegen 150 Soldaten ihr Leben. Auch Hunderte Basler in der deutschen Armee haben ihr Blut auf dem «Feld der Ehre» gelassen.
Viele Antworten und offene Fragen
David Tréfás ist ein guter Wurf gelungen. In seiner übersichtlichen, verständlichen und anschaulichen Ausstellung können sich die Besucherinnen und Besucher gedanklich selbst ein Bild machen, welche Auswirkungen dieser Krieg auf Basel und die Umgebung hatte. Die Ausstellung ist mit viel zeitgenössischem Bildmaterial angereichert und wird akustisch von fernem Kanonendonner begleitet.
Man kann diese Ausstellung nicht einfach in «einem Aufwisch» verarbeiten. Die bildlichen und textlichen Informationen geben viele Antworten, werfen aber ebenso Fragen auf. Sie dürften die Besucher und Besucherinnen zu mindestens einem weiteren Besuch der Ausstellung motivieren.
Ich werte die Ausstellung auch als eine Art Hommage an die Leistungen unserer Grossväter, welche ihren Aktivdienst zum Schutz unserer Heimat taten.
Unsere Serie über Basel und die Schweiz in der Zeit des 1. Weltkrieges basiert auf den vier Alben des Basler Hauptmanns Victor Haller. Seine Bücher werden in der Universitätsbibliothek aufbewahrt und sind dort nun Teil der sehenswerten Ausstellung «Der Erste Weltkrieg in der Region Basel».
Am Donnerstag, 28. August, bieten wir unseren Leserinnen und Lesern eine weitere Führung an. Historiker David Tréfás wird die interessantesten Ausstellungsstücke ab 17.30 Uhr präsentieren und erklären und einen Einblick ermöglichen in das Basel zu Zeiten des Ersten Weltkriegs. Danach gibt es einen Apéro. Ihre Anmeldung können Sie an community@tageswoche.ch oder an TagesWoche, Gerbergasse 30, 4001 Basel schicken (bitte Personenanzahl angeben).