Ein Liter Milch für 14 Franken. Davon können Milchbauern nur träumen. Es sei denn, sie ersetzen Kühe durch Kamele. So wie Kamel Ben Salem, der mit seiner Kamelfarm Erfolg hat.
Mehr Nachfrage als Angebot: Ein Problem, das Kuhmilchproduzenten auch gerne hätten, schreibt das Fachmagazin für die Schweizer Landwirtschaft, «Die Grüne», in ihrer am Donnerstag erschienen Ausgabe. Sie berichtet unter dem Titel «Problemloser Kamelmilchmarkt» über die Nischenproduktion von Kamel Ben Salem, der treffender nicht heissen könnte.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda bestätigt er, dass die eigene Produktion in Oberglatt ZH nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. So muss er von einer Firma aus Holland Kamelmilch zukaufen. Zum stolzen Preis von 14 Franken je Liter kann er die Milch in der Schweiz absetzen.
Wie gross der Schweizer Kamelmilchmarkt ist, bleibt unbekannt. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gibt auf Anfrage bekannt, dass es über keine Zahlen zu Kamelen verfügt. Die Bestände würden nicht explizit erhoben.
Als Beduine mit Kamelen aufgewachsen
Ben Salem gehört aber sicher zu den bedeutendsten Herstellern von Kamelmilch. Allein davon leben kann der als Beduine in Südtunesien mit Kamelen aufgewachsene Landwirt aber nicht. Auf Ben’s Kamelfarm bietet er deshalb auch ein touristisches Angebot an wie etwa Kamelreiten.
Die Kamelfarm hat er 2004 gegründet, vier Jahre nach seiner Ankunft in der Schweiz. Der tunesisch-schweizerische Doppelbürger pflegt derzeit 23 Tiere der Kamel-Gattung, konkret sind dies 22 Dromedare und ein Trampeltier.
Melken kann er derzeit allerdings nur etwa die Hälfte davon. Kamele können rund ein Jahr lang gemolken werden, wobei sie während den letzten drei Monaten nicht mehr viel Milch hergeben. Pro Tier und Tag melkt Ben Salem rund zwei bis drei Liter Kamelmilch.
Zwei Zitzen sind für das Jungtier reserviert
Nach einer rund einjährigen Trächtigkeit bleibt das geborene Jungtier bei der Mutter, damit Ben Salem die Stuten melken kann. Die ersten 40 Tage nach der Geburt gehört die Milch ausschliesslich den Kälbern. Nachts trennt er dann Mütter und Kälber. Auf der einen Seite kann das Junge auch weiterhin über zwei Zitzen mit der nötigen Muttermilch versorgt werden.
Aus den anderen zwei Zitzen holt Ben Salem mit einer Melkmaschine für Schafe die für den Verkauf bestimmte Kamelmilch heraus. Sie wird abgefüllt und in Halbliterflaschen für je sieben Franken verkauft. Die Milch wird gefroren und direkt vermarktet und ist so bis zu einem Jahr haltbar.
Anders als in der Schweiz wird die Kamelmilch in seinem Heimatland Tunesien nicht verkauft. Denn dort werden medizinische Produkte kostenlos abgegeben, wenn jemandem so geholfen werden kann. Und der Kamelmilch wird eine heilende Wirkung nachgesagt.
So soll sie bei Allergien, Ausschlägen und diversen Krankheiten Linderung verschaffen. Zudem enthält die Milch fünf Mal so viel Vitamin C wie Kuhmilch bei nur halb so viel Fett und weniger Zucker. Ausserdem fehlen der Kamelmilch bestimmte Eiweisse, die häufig verantwortlich sind für Milcheiweissallergien.
Für die Haltung der Tiere benötigt Ben Salem eine Bewilligung des Veterinäramtes seines Kantons. Zudem musste er sich spezifisch dafür ausbilden lassen. Ob er sich im Paragraphendschungel mit den Behörden zurechtgefunden hat? «Andere Länder, andere Sitten», sagt Ben Salem lachend rückblickend.