Was bringt einen dazu, sich Samstagvormittag zusammen mit 30 Anthroposophen in einem Keller einen Vortrag anzuhören? Der Tag der offenen Tür der Paul-Schatz Stiftung vielleicht, Neugier oder Langeweile. Dabei ist das gar nicht so uninteressant.
Von innen nach aussen drehen – bei den Vorträgen und Workshops der Paul Schatz Stiftung am Samstag ging es grösstenteils um umstülpbare geometrische Körper. Was irritierend klingt, aber durchaus ernst gemeint ist.
Der 1979 verstorbene Bildhauer, Ingenieur und Anthroposoph Paul Schatz beschäftige sich unter anderem mit Geometrie und Kinematik. Schatz‘ bekannteste Erfindungen sind das Oloid und der umstülpbare Würfel. Die Paul Schatz Stiftung im Hinterhof der Jurastrasse 50 arbeitet daran, Paul Schatz‘ umfangreichen Nachlass zu erhalten und lud am Samstag, 23. November zum Tag der offenen Tür.
Der umstülpbare Würfel ist ein geometrisches Konstrukt, das durch Entfernung von zwei gedachten Teilstücken, den Riegeln, auf eine Form reduziert wird, die sich in und um sich selbst drehen, also umstülpen lässt.
Der umstülpbare Würfel (Mitte) entsteht durch Entfernung der beiden Riegelteile. (Bild: CC-BY-SA-3.0-de, Dr.-Ing. S.Wetzel, wikimedia commons)
Es erfordert ein wenig Gehirnakrobatik und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, um sich das vorzustellen. Wer damit nicht gesegnet ist, konnte sich das Prinzip am Modell erklären lassen. Der Würfel lässt sich in verschiede Formen drehen und wenden. Im Fundus der Paul Schatz Stiftung gibt es verschiedene Ausführungen des Würfels aus Holz und Papier. Besucher konnten den Würfel und andere umstülpbare Formen in einem Workshop auch selbst bauen und ausprobieren.
Wem dieses Modell bekannt vorkommt, der hat wahrscheinlich Recht: der deutsche Sender WDR benutzte in den 1970er Jahren eine Animation des umstülpbaren Würfels als Logo.
Der umstülpbare Würfel ist nicht nur eine künstlerische und mathematische Spielerei, sondern findet auch praktische Anwendung in der Verfahrenstechnik. Die von dem Würfel in seinen verschiedenen Umstülpungsformen beschriebene Form, das Oloid, wird in der Ingenieurstechnik erforscht.
Mathematisch gesehen ist ein Oloid ist beschreibbar als in sich geschlossene Form, die durch Rotation von zwei gleichgrossen verschränkten Kreisen gebildet wird. Wem das zu abstrakt ist: 2009 war ein Oloid aus Stein, in einer Bildhaueraktion im Unternehmen Mitte zu besichtigen.
Unter anderem werde das Oloid zur energiesparenden Durchmischung von Flüssigkeiten verwendet, erzählte Tobias Langscheid, Paul Schatz Enkel, der Oloid-Maschinen vertreibt. Eine davon steht auch im Keller der Paul-Schatz Stiftung und wurde zu Demozwecken angeworfen.