Von Raporters bis The Leaving: 7 Basler Plattentaufen, die aufhorchen lassen

Die Jubiläumsausgabe des Basler Festivals BScene rückt näher, die lokale Musikszene bringt sich schon vorher in Position: Was ist von der regionalen Szene Neues zu erwarten? Eine Liste mit 7 Plattentaufen. Die Jubiläumsausgabe des Basler Festivals BScene rückt näher, die lokale Musikszene bringt sich auch vorher schon in Position: Sieben anstehende Premieren zeigen, was von der […]

Die Jubiläumsausgabe des Basler Festivals BScene rückt näher, die lokale Musikszene bringt sich schon vorher in Position: Was ist von der regionalen Szene Neues zu erwarten? Eine Liste mit 7 Plattentaufen.

Die Jubiläumsausgabe des Basler Festivals BScene rückt näher, die lokale Musikszene bringt sich auch vorher schon in Position: Sieben anstehende Premieren zeigen, was von der regionalen Szene Neues zu erwarten ist. 

1. Raporters: «Portrait»

Laufental, klar: Navel, Lamps Of Delta, Last Leaf Down – die ganze Bandbreite des alternativen Rock spross schon in den Dörfern entlang der Birs. Nun tritt auch die Rapszene mit einer Platte aus den schattigen Tälern: Das Kollektiv Raporters findet man seit zehn Jahren auf den lokalen Club- und Festivalbühnen, mit ihrem Debut «Portrait» liefern sie nun dasselbe für die Nachwelt ab. Warum das derart dauerte, machen sie in «Fokus» selbst klar: «Ich mach jetzt mol de Track, denn grad de nächscht, ich glaub i fühl my guet und geniessi de Flash» heisst es da. So vergeht die Zeit. 

Formiert im Schwarzbubenland, ist dieser «Thiersteiner Rap» mittlerweile im Laufental heimisch und hat bereits die Nachfolgegeneration herangezüchtet. Im Club Biomill in Laufen, der musikalischen Schnittstelle des Tals, kommen sie für die grosse Premierentaufe alle zusammen.

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Raporters: Sa, 30. Januar. Biomill Laufen.

 

2. Zlang Zlut: «Crossbow Kicks»

«Hit The Bottom» heisst der Song, und drückt man drauf, kommt das da: Ein harter, schnurgerader Drumbeat, Donnerriffs, ein kraftvoller Gesang, ein schneidendes Gitarrensolo in hohem Tempo. Klassische Sache, meint man.

Auf den zweiten Blick passt der Song jedoch nicht ins Schema einer schnörkellosen Rocknummer. Zlang Zlut, die Band dahinter, ist ein Duo. Beide spielen sitzend, der eine, Fran Lorkovic, Schlagzeug mit einem Gesangsmikrofon vor dem Gesicht, der andere, Beat Schneider, ein mittels Effektgeräten und einem Bassverstärker verzerrtes Cello. Vor vier Jahren hat diese ungewöhnliche Kombination zweier erfahrener Musiker erstmals von sich hören lassen – mittlerweile ist der Überraschungseffekt etwas abgeebt, geblieben ist die Qualität. Auf Dutzenden Bühnen im In- und Ausland hat dieser experimentelle Hardrock seine Form konsolidiert, nachzuhören auf dem neuen Album «Crossbow Kicks». Name ist Programm. 

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Zlang Zlut: Do, 4. Februar. Kuppel, Basel.

 

3. Birdmask: «I’m Fine (And Other Lies)»

Nicht unbedingt eine brandneue Platte, aber ein neuer Name – hier zumindest. Manuel Gagneux hat vor Jahren ein paar Konzerte lang als Teenager in der erweiterten Laufentaler Rockszene mit der Band Hellalejah mitgemischt, war kurz solo als Singer/Songwriter zu sehen – und liess es dann sein mit der lokalen Szene. Drei Jahre verbrachte Gagneux in New York und hat es mit seiner Musik dort zu einigen wohlwollenden Stimmen auf Musikblogs gebracht (hier oder hier) und sukzessive einen höchst eigenwilligen wie eingängigen Sound geschaffen. Soul steckt da drin, aber auch ein eklektizistisch verstandener Indierock, der Laptops zu bedienen weiss und sich in den Clubs wie in den Schlummerstätten des Dream Pop zuhause fühlt. Veröffentlicht hat Birdmask in New York einiges, wie sein reichhaltiges Portfolio auf Plattformen wie Bandcamp bezeugt, nun stellt er sein Material auf Basler Bühnen live zur Schau – und zwar gleich zweimal innert einer Woche mit verschiedenen Sets. Wild soll gemäss dem Trailer der Abend im Säli des Goldenen Fass werden, feierlicher das Konzert im Sud.
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Birdmask: Do 4. Februar. Sääli zum Goldenen Fass, Basel // So 7. Februar. Sud, Basel.

 

4. Shilf: «Revisited»

Das nennt man Nachhaltigkeit. Shilf, die Basler Band mit jenen schönen Trägheitsmomenten, in denen sich die Zeit zur Ruhe zu betten scheint, kommt knapp drei Jahre nach ihrem letzten Album «Walter» neu ans Licht. Neue Lieder haben sie nicht dabei, neu klingt das dennoch: Die Band um Sänger Lucas Mösch hat im Proberaum ihre früheren Songs aus dem Schrank gezogen, zerlegt und neu aufgemöbelt. Man muss sich zuerst daran gewöhnen, wie aus lieb gewonnenen Americana-Studien wie «Coney Island» plötzlich spröder Trockenrock geworden ist, aber so ist das mit alten, lange nicht gesehenen Freunden: Auch wenn sie sich verändert haben, man behält sie trotzdem gerne.
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Shilf: Fr, 5. Februar. Gare du Nord, Basel.

5. S-Hot «Auf Jetzt»

Das Sample aus den Godfather-Filmen deutet schon an, welcher Wind hier weht. «Street Pate» heisst der neue Track von Esat Akpinar, dem Coiffeurmeister aus Kleinhüningen, dessen Geschichte hier bereits ausgebreitet wurde, so gut lässt sie sich erzählen. Von einem, der seine Schläge in jüngeren Jahren mit der Faust austeilte, nun aber diese Faust nur noch um das Mikrofon ballt. Weniger hart sitzen die Treffer hingegen nicht, wie er im vergangenen Oktober auf seinem Debut klarstellte: «Rumble In The Jungle» war Streetrap, der derart grob einfuhr, dass man staunt, wie sowas aus Basler Strassen kommen kann. Die Geschichten sind S-Hot nicht ausgegangen, denn bereits ist der Nachfolger da: «Auf Jetzt» erscheint im März bei der lokalen Adresse «PW Records», gefeiert wird bereits im Februar.

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S-Hot:  Sa, 13. Februar. Kaschemme, Basel.


6. The Leaving: «Faces»

Zart der gezupfte Akkord, zurückhaltend der Flüstergesang, zauberhaft das Duett im Refrain. Das sind neue Töne von Frederyk Rotter. Mit seiner Stammband Zatokrev modelliert er seit über zehn Jahren einen schweren, dunklen Doom-Metal, der sich nach harten Anfangsjahren zuletzt erfolgreich aus seiner Nische erhob. Dass Rotters Musikgeschmack breit gestreut ist, merkt man an den Namen, die auf seinem Label vertreten sind. Dort überspannt das Repertoire mittlerweile von grobem Metal bis zartem Folk das gesamte Spektrum des Alternativsektors, so dass Rotter sein Label «Czar Of Crickets» zweigeteilt hat: Während auf der dunkeln Seite «Czar Of Bullets» weiterhin gedröhnt und geschreddert wird, erklingen bei «Czar Of Revelations» verschlungenere Töne: der Akustikfolk von Serafyn, der Cellorock von Zlang Zlut (siehe oben) – und eben die ruhige Seite vom Chef selbst. Als Solosänger mit Holzgitarre hatte er unter dem Namen The Leaving einst bereits über ein Jahr auf kleinen europäischen Bühnen verbracht, mit «Faces» schiebt er nun endlich das Album nach.

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The Leaving: Sa, 27 Februar. Parterre, Basel.

7. Rapreflex: «Elf»

Zum Schluss nochmals Rap: «Elf», das neue Album von Rapreflex, ist zwar bereits zu haben, getauft wird es aber erst im Rahmen der diesjährigen BScene. Heisst: Man hat noch Zeit, vertieft bei diesem Trio reinzuhören, zum Beispiel in das engagierte «Nie Zfriede», wo der Finger gegen die Wohlstandsverwahrlosung gehoben wird. Oder in die Anfangseuphorie («Liebi zum Räp») aus jenen Tagen, als Rapreflex noch unter dem Dach der regionalen Rap-Hochburg «WB-Tal» hausten. Elf Jahre ist das her, und von dieser Reifephase erzählt die neue Platte. «Hoch über dr Stadt» sind Rapreflex angekommen, prusten sie am Ende ihrer Rückschau, aber die wichtigen Dinge im Leben verliert man trotzdem nicht aus den Augen: «Düent das Lied lose, es fägt / mit paar Bierdose im Gepäck».  

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Rapreflex: Fr, 4. März. Hirscheneck / BScene, Basel.

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