Von Schlachtjubiläen und Single-Abteilen in den 1. April geschickt

Ein verpasstes Jubiläum, abgelenkte Fussgänger und Single-Abteile im Zug: Medienschaffende und Organisationen haben zum 1. April ihrer Phantasie auch dieses Jahr freien Lauf gelassen.

Die Schlacht von Marignano werde zu spät gefeiert, so der «Tagi». (Bild: sda)

Ein verpasstes Jubiläum, abgelenkte Fussgänger und Single-Abteile im Zug: Medienschaffende und Organisationen haben zum 1. April ihrer Phantasie auch dieses Jahr freien Lauf gelassen.

Mit einer historischen Sensation wartete der «Tages-Anzeiger» auf: Die Schweiz begehe das 500-Jahr-Jubiläum zur Schlacht von Marignano zwei Jahre zu spät. Zürcher und Mailänder Forscher hätten Dokumente entdeckt, welche die Schlacht auf 1513 datierten.

Eine bedeutende historische Entdeckung vermeldete auch der «Bote der Urschweiz». Im Staatsarchiv Schwyz sei ein bisher verschollenes Tagebuch aus der Zeit der Schlacht am Morgarten entdeckt worden. Es enthalte Skizzen und Notizen eines alten Schwyzer Landmannes, der an der Schlacht vor 700 Jahren mit dabei gewesen war. «Es war ein wüstes Schlachten gegen die Ritter aus Habsburg», wird der Autor «Gilg schnuoriger» zitiert.

Wer auf die Meldungen hereinfiel, wurde immerhin getröstet: Gegen Vorweisen des «Tagi»-Artikels spendierte das Landesmuseum Zürich einen Gratis-Eintritt in die Marignano-Ausstellung. Im Bundesbriefmuseum bekam eine Leserin, die das Tagebuch noch gleichentags anschauen wollte, einen Kaffee und zwei Gratiseintritte.

«Frühfranzösisch führt zu Gicht»

Gleich eine ganze Scherzseite – samt Werbung für die Handcreme Ensi «und ihre Hände können abschalten» – veröffentlichte der «Bund». Highlight ist ein Korrigendum zu einem angeblich «ärgerlichen Verschreiber» in einem Beitrag vom Vortag zum Sprachenfrieden in der bernischen Verwaltung.

Die Aussage von Erziehungsdirektor Bernhard Pulver, «Frühfranzösisch führt später zu Gicht», habe dieser so nicht gemacht. Korrekt laute die Aussage: «Frühfranzösisch wird früher oder später zur Pflicht». Nicht korrekt sei auch die Formulierung, Pulver wolle «die Verwandten» zu Frühfranzösisch verpflichten. Im Visier habe er vielmehr die «Beamten».

Mit dem Thema Fremdsprachen führt auch «Der Matin» seine Leser hinters Licht. Die Westschweizer Zeitung soll zweisprachig werden. Damit wolle man den Deutschsprachigen in der Westschweiz eine Freude machen und vor allem bei den Romands die Deutschkenntnisse auffrischen.

Handyverbot und Handyspur

Die «NZZ» schickte ihre Leserinnen und Leser mit einem kompletten Handy-Verbot für Fussgänger, Velofahrer und Autofahrer in den 1. April. Die Stadt Zürich wolle so Unfälle verhindern. Noch unklar sei, ob das Verbot auch für Smart-Watches gelte.

Über eine «Handyspur» für handynutzende Fussgänger unter den Lauben berichtete die «Berner Zeitung». «Wer unterwegs auf sein Smartphone starrt, sollte zum eigenen Schutz von anderen Passanten getrennt werden», wird der Berner SP-Stadtpräsident Alexander Tschäppät zitiert.

Der WWF verkündete, mit dem mühsamen täglichen Aufladen von Smartphones sei jetzt Schluss. Dank einer neuen WWF-App liessen sich Smartphones durch schütteln aufladen. Dies sei ein kleiner, feiner Beitrag zum Umweltschutz. Um einen halbvollen Akku komplett aufzuladen, reiche die Erschütterung eines Jogging-Laufs von 36 Minuten.

Zugabteile nach Zivilstand

Auch für Pendler hatte der 1. April einige Überraschungen auf Lager. Die SBB vermeldete mit Verweis auf Marktforschungsergebnisse, dass Fahrgäste gerne in nach Zivilstand getrennten Abteilen reisten. Man reagiere sofort, in neuen Abteilen seien Singles, Verliebte und Verheiratete unter sich unterwegs. Nach einer Pilotphase werde entschieden, ob die Aufteilung schweizweit eingeführt werde und ob allenfalls die 1. und 2. Klasse ersetzt werde.

Der «Zürcher Oberländer» vermeldete, die Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland würden versuchsweise eine Toilette in einen Bus einbauen. Das erste mobile WC sei im Heck eines Busses eingebaut, der zwischen Oetwil am See und Uster verkehre. Die Jungfernfahrt finde – April April – heute statt.

Hochhauslift vergessen

Gleich mehrere Zeitungen verbreiteten «Falschmeldungen» zu Hochhausprojekten. Die «Limmattaler Zeitung» berichtete von einem grossen Lapsus bei der Planung des Limmattower in Dietikon: In den obersten zehn Geschossen sei der Lift vergessen gegangen. Wer eine der Wohnungen in den Stockwerken 14 bis 24 kaufe, müsse deshalb ab dem 13. Stockwerk zu Fuss gehen.

Die Baufirma werde ihren Fehler aber wieder ausbügeln und einen Glaslift an der Fassade installieren. Wer in die obersten zehn Stockwerke wolle, müsse dann eben unterwegs umsteigen.

Gemäss der «Südostschweiz» will ein Churer Bauzar den geplanten Valser Hotelturm toppen: 400 Meter hoch soll das höchste bewohnbare Gebäude Europas in Chur West werden. «L’Express» weiss von einem 18-stöckigen Turm, der in Neuenburg entstehen soll.

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Wer sich noch mehr an der Nase herumführen lassen will, darf bei watson lachen.

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