Nathalie von Siebenthal überzeugt an den Weltmeisterschaften in Lahti mit einem unerwartet starken 4. Rang im Skiathlon. Seit 30 Jahren war keine Schweizerin mehr so stark in einem WM-Einzelrennen.
Die 23-jährige Berner Oberländerin rang im Rennen mit je 7,5 km in klassischer und freier Technik auf der Zielgeraden sogar die Weltcup-Leaderin Heidi Weng nieder. Die Schweizerin gewann den Endspurt einer Vierer-Gruppe, die allerdings nie die Chance hatte, in dem Kampf um die Medaillen einzugreifen. Der 4. Rang ist das beste Einzel-Resultat einer Schweizer Frau an globalen Titelkämpfen seit der Bronzemedaille von Evi Kratzer 1987 in Oberstdorf. Als Team feierten die Schweizerinnen Bronze in der Staffel an den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002. Mit dem Exploit rechtfertige Von Siebenthal ihren glückhaften 6. Rang von Falun 2015, als sie von einer früheren Startnummer profitiert hatte.
Wer bei Titelkämpfen, bei denen in der Regel nur die Medaillenränge zählen, als Vierte einläuft, ist in der Regel enttäuscht. Dies war auch bei der Bäuerin aus dem Berner Oberland der Fall – aber nur kurz. Wenige Minuten später strahlte sie: «Alles hat gepasst, es war ein perfekter Tag. Und mein Skating-Ski lief besser als jener der Konkurrenz», betonte sie.
Die anspruchsvolle Strecke mit zahlreichen Anstiegen sowie das perfekte Material bildeten die Grundlage für den Coup. Das Leichtgewicht Von Siebenthal zog in der Abfahrt an ihren drei Konkurrentinnen locker vorbei. Dieser Schwung half ihr auch, sich auch der Zielgeraden gegen die eigentlich endschnelleren und kräftigeren Athletinnen zu behaupten. Hält man sich vor Augen, welchen Materialvorteil die Schweiz in diesem Rennen hatte, ist es doppelt schade, dass Dario Cologna im Rennen der Männer nicht starten konnte.
Björgen gab den Ton an
Bei Rennhälfte hatte sich unter dem Diktat von Marit Björgen ein Quartett abgesetzt. Die Weltcup-Leaderin Heidi Weng, die Schwedin Charlotte Kalla und die Finnin Krista Pärmäkoski hielten den Kontakt. Im ersten grossen Feld der Verfolgerinnen lief im 10. Zwischenrang auch Von Siebenthal mit einem Rückstand von 25 Sekunden.
Die bald 37-jährige Marit Björgen gewann 1:05 Minuten vor der Schweizerin ihre 15. WM-Goldmedaille. Die sechsfache Olympiasiegerin war als grosse Favoritin ins Rennen gestiegen. Etwas überraschend konnte sich die Norwegerin erst im letzten Anstieg der Finnin Pärmäkoski entledigen, die dem Heimpublikum die erste Medaille schenkte. Björgen sorgte bereits zu Beginn der Skating-Strecke für die Zäsur. Die Schwedin Kalla liess abreissen und konzentrierte sich auf die Bronzemedaille, die sie mit einer halben Minute Vorsprung auf Von Siebenthal gewann.
Mit dem Sieg im Skiathlon liess Björgen 14-fach Titelträgerin Jelena Välbe aus Russland in der ewigen Bestenliste hinter sich und zementierte ihren Status als erfolgreichste WM-Teilnehmerin der Geschichte.