Vontobel übernimmt die Vermögensverwaltungstochter Vescore von Raiffeisen. Die Bank stärkt damit ihr Geschäft mit nachhaltigen Anlagen und steigt ins Geschäft mit quantitativen Anlagen ein, bei dem basierend auf mathematischen Analysemethoden investiert wird.
Vescore betreut Kundenvermögen von insgesamt 15 Milliarden Franken, wie Vontobel und Raiffeisen am Donnerstag mitteilten. Den Kaufpreis legten die beiden Institute nicht offen. Es heisst lediglich, Vontobel finanziere die Übernahme vollständig durch Eigenmittel. Der Vollzug der Transaktion ist für das dritte Quartal 2016 geplant.
Vescore trat bis September 2015 unter dem Namen Notenstein Asset Management auf. Es entstand aus der Fusion des institutionellen Kundengeschäftes der Notenstein Privatbank mit den Fondsverwaltern 1741 und Vescore Solutions. Vescore ist in St. Gallen ansässig, hat Büros in Basel, München, Lausanne, Riga, Wien und Zürich und beschäftigt rund 190 Personen.
Lange Vorgeschichte
In der Beziehung von Raiffeisen und Vontobel ist die Vescore-Übernahme die aktuellste Episode einer langen Vorgeschichte: Seit 2004 arbeitet die Raiffeisen-Gruppe eng mit Vontobel zusammen. Die Privatbank ist für die Anlageprodukte und die Wertschriftenabwicklung der Raiffeisen-Kunden zuständig.
Die Ausgangslage ändert sich 2012: Raiffeisen übernimmt einen Teil der St. Galler Privatbank Wegelin, die wegen ihrer USA-Geschäfte in Schwierigkeiten geraten ist, und führt diese unter dem Namen Notenstein als Tochter weiter. Dies stellt die Partnerschaft mit Vontobel auf die Probe. Denn Notenstein kann für die Raiffeisen-Kunden ähnliche Dienstleistungen anbieten wie bisher Vontobel.
Raiffeisen kündigt daher den Vertrag mit Vontobel – eine Kündigung ist allerdings erst per Mitte 2017 möglich. Es geht also um die Frage, wie schnell Notenstein die Rolle von Vontobel übernehmen kann. Aber auch, ob Notenstein als Raiffeisen-Tochter für die eigene Wertschriftenabwicklung die IT-Plattform von Vertragspartner Vontobel übernehmen muss.
In diesen Fragen wird keine Einigung gefunden. Schliesslich muss das vertraglich vereinbarte Schiedsgericht angerufen werden. Zunächst sieht es so aus, als ob die beiden Banken nach dem beigelegten Rechtsstreit ab 2017 getrennte Wege gehen. Doch unter dem neuen Raiffeisen-Chef Patrik Gisel raufen sich die beiden Institute offenbar zusammen.
Zusammenarbeit verlängert
Bereits im Februar gaben die Institute bekannt, dass sie auch nach dem Auslaufen ihres bestehenden Kooperationsvertrages im Juni 2017 weiter zusammen arbeiten. Dies sei für beide Partner weiterhin vorteilhaft. Die neuen Abmachungen hätten eine Laufzeit bis mindestens 2020.
In der Mitteilung vom Donnerstag heisst es nun, die Partnerschaft im Asset Management solle noch verstärkt werden. Raiffeisen konzentriere sich auf die Kundenbetreuung, Vontobel auf die Produkteentwicklung und -verwaltung. Diese vertiefte Partnerschaft basiere auf der im Februar vereinbarten weiteren Zusammenarbeit bis 2020 und gehe «über das Datum hinaus».