Vontobel übernimmt Finter Bank

Die Bank Vontobel will im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft mit italienischen Privatkunden expandieren. Dazu übernimmt sie die Finter Bank mit Standorten in Zürich und Lugano.

Vontobel kauft Zürcher Bank Finter für Wachstum im Geschäft mit reichen Italienern. (Bild: sda)

Die Bank Vontobel will im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft mit italienischen Privatkunden expandieren. Dazu übernimmt sie die Finter Bank mit Standorten in Zürich und Lugano.

Die 1958 gegründete Privatbank verwaltet Vermögen von 1,6 Milliarden Franken, davon stammen rund 1,0 Milliarden von italienischen Kunden und 0,5 Milliarden von Kunden mit Schweizer Domizil, wie Vontobel am Freitag mitteilte.

Bislang ist Finter im Besitz von Italmobiliare, der Industrie-und Finanzholding der italienischen Familie Pesenti. Ihr gehörte insbesondere auch das Zementunternehmen Italcementi, das im Juli den Zusammenschluss mit der deutschen Heidelbergcement bekannt gegeben hat.

Italmobiliare-Chef Carlo Pesenti begründete den Verkauf der Finter Bank mit anspruchsvoller gewordenen Anforderungen der Privatkunden in der Verwaltung ihrer Vermögen. Italmobiliare werde Vontobel bei der Expansion in Italien unterstützen. Als Zeichen dafür beziehe sie einen Teil des Verkaufspreises in Vontobel-Aktien.

Zum Preis erklärte Vontobel, dieser belaufe sich auf rund 1,1 Prozent der von Finter verwalteten Kundenvermögen (also rund 17,6 Millionen Franken) zuzüglich des Buchwertes, der hauptsächlich aus Überschusskapital bestehe.

Ein CS-Analyst sprach von einem hohen Preis angesichts der rund 123 Millionen Franken an Vermögen, welche die 13 Kundenberater von Finter im Schnitt verwalten. Insgesamt beschäftigt Finter 65 Personen. Für die ZKB ist der Preis dagegen attraktiv, auch wenn der Kauf nicht der grosse Befreiungsschlag von Vontobel im Private Banking sei.

Schwung für Marktexpansion

Vontobel-Chef Zeno Staub erklärte in einer Telefonkonferenz, die Übernahme sei strategisch sinnvoll, und sie bringe nötige Kompetenzen und Grösseneffekte für die Expansion. Schliesslich sei Italien der fünftgrösste Privatbanken-Markt in Europa. Mit Lugano schliesse Vontobel eine Lücke und sei nun an allen wichtigen Schweizer Finanzzentren präsent.

In den letzten Jahren war das Italien-Geschäft für Schweizer Banken allerdings schwierig. Aber Ende August hat die italienische Regierung das Gesetzesprojekt zum Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz ratifiziert, womit insbesondere der Streit um die Regularisierung von Schwarzgeld beigelegt werden soll.

Zudem konnte die Finter Bank im Mai den US-Steuerstreit beilegen. Sie zahlte 5,41 Millionen Dollar als Entgelt dafür, dass sie US-Bürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen hat.

Vontobel finanziert die Akquisition vollständig durch Eigenmittel und eigene Aktien. Die Übernahme soll bereits vor Ende Oktober vollzogen und die Kundenvermögen sollen bis Ende Jahr auf die Vontobel-Plattform migriert sein.

Gewinnbeitrag ab 2016

Ab 2016 stellt Vontobel einen Gewinnbeitrag in Aussicht: Der Reingewinn im Private Banking soll durch die Übernahme um mehr als 10 Prozent zunehmen. Die Integrationskosten werden auf einen einstelligen Millionenbetrag geschätzt.

Vontobel ist seit 2002 in Italien präsent und verwaltet dort bereits Kundenvermögen von 5,9 Milliarden Franken. Die insgesamt im Private Banking verwalteten Kundenvermögen steigen durch die Übernahme um 5 Prozent auf 34,1 Milliarden Franken.

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