Mit fünf Lastwagen hat er im Schweizer Detailhandel eine Revolution eingeleitet: Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler. Am (heutigen) Freitag vor 50 Jahren verstarb der Unternehmer und Politiker 74-jährig in Zürich. Der orange Riese und einige seiner Ideen aber überdauerten bis heute.
Die rollenden Läden schaffte die Migros zwar inzwischen ab. Doch noch immer ist die Migros eine Genossenschaft, noch immer gibt sie ein Prozent des Umsatzes jährlich für Kultur aus und noch immer wird zumindest in Migros-Filialen kein Alkohol und Tabak verkauft – so wie es Gründer „Dutti“ einst eingeführt hatte.
In seinen jungen Jahren deutete noch wenig darauf hin, dass der 1888 geborene Zürcher den Schweizer Detailhandel derart prägen würde. Duttweiler absolvierte eine kaufmännische Lehre beim Kolonialwarenhändler Pfister & Sigg, deren Partner er später wurde.
Als die Firma Anfang der 20er Jahre in Liquidation ging, wanderte Duttweiler mit seiner Frau Adele nach Brasilien aus, um dort eine Kaffeeplantage zu führen. Doch das Vorhaben scheiterte nach nur einem Jahr.
Kaffee und Kokosfett
Zurück in der Schweiz kaufte der damals 37-Jährige fünf Ford-Lastwagen. Diese schickte er mit sechs Basisartikeln – Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife – auf die Zürcher Strassen.
Damit war die Migros geboren. Die Produkte bot Duttweiler teilweise deutlich günstiger an als die Konkurrenz. „Der Mensch, nicht der Franken“ müsse im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens stehen, hiess Duttweilers Credo.
Doch während viele von den tieferen Preisen profitierten, wurde anderen damit die Lebensgrundlage entzogen. Detailhändler und Markenartikel-Fabrikanten liefen Sturm – den Vormarsch der Migros konnten sie aber nicht stoppen.
Legendärer Steinwurf
Duttweiler mischte neben dem Detailhandel auch die Politik auf: Er gründete den Landesring der Unabhängigen (LdU) und sass selbst jahrelang im National- und Ständerat. Legendär wurde sein Steinwurf: Weil der Nationalrat seine Vorstösse zum Thema Landesversorgung „verschleppt“ hatte, warf Duttweiler 1948 eine Fensterscheibe des Bundeshauses ein.
Sein Lebenswerk vermachte Duttweiler lange vor seinem Tod seinen Kunden: Mitten im Zweiten Weltkrieg wandelte er die Migros in eine Genossenschaft um.