Genf als Traum-Destination: Sion, Luzern, Winterthur und Basel wollen in den Cupfinal vom 25. Mai im Stade de Genève. Die Rollen sind vor den Halbfinals vom Mittwoch verteilt.
Sion (gegen Luzern) und Basel (in Winterthur) sind mehr oder weniger klare Favoriten.
Wenn im Cup die entscheidende Phase ansteht, stellt sich beim FC Sion Präsident Christian Constantin endgültig in den Mittelpunkt. Dann läuft nicht mehr fast alles über ihn, sondern alles. Interne Kommunikation, externe Kommunikation, Technisches, Taktisches, Personelles. «In Sitten fällt die Vorbereitung von Halbfinal und Final dem Präsidenten zu. Jetzt führe ich Einzelgespräche mit allen Spielern», stellte Constantin klar.
Der umtriebige Präsident will nichts dem Zufall überlassen. Also begleitet er das Team ins zweitägige Trainingscamp nach Montreux-Glion, verbietet er Mittelstürmer Moussa Konaté ausdrücklich, stehende Bälle zu schlagen, oder stellt er für die Mannschaft ein Video zusammen mit der ruhmreichen Cup-Geschichte des Vereins. Glanzvoll ist daran die Serie von 13 Siegen in 13 Finals. Unvorteilhaft ist daran, dass Sion in den letzten fünf Jahren drei Mal im Tourbillon einen Cup-Halbfinal gespielt hat – und jedes Mal verlor.
Constantins grosser Traum
Vor einem Jahr unterlag Sion dem späteren Absteiger FC Zürich 0:3, wohl «weil wir uns etwas zu sicher waren und im Hinterkopf bereits an den Final gedacht haben, nachdem wir in den Viertelfinals den FC Basel ausgeschaltet hatten», wie Mittelfeldspieler Daniel Follonier zugab. Diesmal werden sich die Sittener nicht zu sicher fühlen, auch wenn sie gegen den kriselnden FC Luzern als Favorit ins Spiel gehen.
Denn um sich zu sicher fühlen zu können, fehlt den Wallisern auf dem Platz derzeit die Sicherheit. Seit Beginn der Rückrunde sucht das Team die Form der starken Herbsttage. «Die Qualität unseres Spiels ist nicht wahnsinnig gut», kritisierte Constantin. Der Präsident ist in diesen Tagen nervös, er ist sogar halb verrückt, sagen einige im Wallis. Der Final-Einzug ist für Constantin in diesem Jahr noch wichtiger als sonst, weil das Endspiel in Genf stattfindet. «CC» wünscht sich nichts sehnlicher, als im Stadion des Erzrivalen Servette die Cup-Trophäe zu gewinnen.
Babbel war «richtig down»
Wenn sie in Sitten derzeit von spielerischer Krise reden, trifft dies auf den FC Luzern sogar noch mehr zu. Die Innerschweizer warten seit sechs Meisterschaftsspielen auf einen Sieg. Am letzten Sonntag haben sie beim 0:2 im eigenen Stadion gegen Lugano einen neuen Tiefpunkt erreicht. Trainer Markus Babbel gab zu, nach dem Spiel «richtig down» gewesen zu sein.
Das Problem des FC Luzern ist, das es zu wenige Leader gibt im Team, die in schlechteren Zeiten kämpferisch vorausgehen. Wenn es gut läuft, läuft es über längere Zeit gut. Wenn es schlecht läuft, läuft es über längere Zeit schlecht. Im Herbst folgte auf eine Phase mit fünf Niederlagen in sechs Spielen eine Phase mit fünf Siegen in sechs Partien. Wenn es nach Babbel ginge, kommt es im Cup in Sitten zur Trendwende. «Wir müssen die totale Überzeugung haben, in den Final einzuziehen.» Die Statistik hilft dem Deutschen bei dieser Überzeugung nicht. Von den letzten 14 Spielen gegen Sion hat Luzern nur eines gewonnen.
Winterthurs offene Rechnung
In Winterthur kommt es zum klassischen Cup-Duell zwischen David und Goliath. Hier das Heimteam, das in der Challenge League Letzter ist und seit der Winterpause ein einziges Mal gesiegt hat. Dort der Gast, der die Super League nach Belieben dominiert und 2017 in der Meisterschaft sieben von acht Mal als Sieger vom Platz ging. Doch: «Im Cup ist alles möglich», bemüht Winterthurs Geschäftsführer Andreas Mösli die Rhetorik des K.o.-Wettbewerbs.
Beim Unterklassigen verweisen sie auf den Auswärtssieg in den Viertelfinals gegen die Young Boys und darauf, wie sie vor fünf Jahren den Halbfinal gegen Basel nur mit viel Pech verloren; nach einem vom Schiedsrichter unterschlagenen Penalty, der zudem die Rote Karte gegen Basels Torhüter Yann Sommer nach sich gezogen hätte . «Wir haben mit dem FCB noch eine Rechnung offen», so Mösli.
Das Spiel gegen den FC Basel ist in Winterthur Stadtgespräch, das Stadion mit 9400 Zuschauern ausverkauft. Doch wichtiger als das «Spiel des Jahres» im Cup ist das Tagesgeschäft, der Abstiegskampf in der Challenge League. «Wir müssen aufpassen, dass die Cup-Euphorie nicht vom Wesentlichen ablenkt», warnte Mösli.
Da steigt der FCB mit diametral anderem Background ins Spiel. Der Meistertitel ist mit 17 Punkten Reserve auf die Young Boys praktisch gewonnen. Die Konzentration gilt den Cup-Spielen und damit dem Wettbewerb, den die Basler trotz erdrückender nationaler Dominanz vor fünf Jahren zum letzten Mal gewonnen haben. Die Final-Niederlage gegen Sion von 2015, als der FCB im eigenen Stadion zur Schau gestellt wurde, nagt noch immer an den Basler Protagonisten. Deshalb wollen auch sie an Auffahrt unbedingt nach Genf reisten und dort die Trophäe gewinnen. Nicht wegen Servette, sondern wegen Sion. Und am liebsten gegen Sion.