Vor der Schicksalsabstimmung im Grossen Rat eröffnet das Sportmuseum eine neue Ausstellung

Am Mittwoch entscheidet der Grosse Rat, ob der Kanton Basel-Stadt das Sportmuseum weiter subventionieren wird. Am Tag zuvor hat das gefährdete Haus eine kleine Ausstellung über den Mythos der Skination Schweiz eröffnet.

Maren Storz, Grégory Quin (beide Projektleiter) und Hans-Dieter Gerber (Interims-Codirektor) erläuterten Medienschaffenden am Dienstag die Ausstellung «Pistengeschichten» im Sportmuseum Schweiz in Münchenstein. (Bild: sda)

Am Mittwoch entscheidet der Grosse Rat, ob der Kanton Basel-Stadt das Sportmuseum weiter subventionieren wird. Am Tag zuvor hat das gefährdete Haus eine kleine Ausstellung über den Mythos der Skination Schweiz eröffnet.

Das Sportmuseum nimmt mit der Ausstellung «Pistengeschichten» den Mythos der Skination unter die Lupe: Die kleine Sonderausstellung zeigt den Weg vom importierten nordisch geprägten Wintersport zum kommerziellen Massenvergnügen mit Identitätswert.

Die europäischen Wurzeln des Skisports liegen in Skandinavien. Chinesische Spuren seien indes noch älter, sagte Museums-Coleiter Hans-Dieter Gerber am vor den Medien. Dies habe sich unlängst beim Besuch chinesischer Forscher im Museum herausgestellt, das einen Steinwurf vor Basel in einem Industriebau sein Domizil hat.

Dass heute in der Schweiz jeden Winter viele am TV mit einheimischen Wettkämpfern mitfiebern, dafür haben allerdings vom angenehmen Bergklima angelockte Engländer gesorgt, die den Sport Ende des 19. Jahrhunderts mitbrachten.

Die Idee, sich mit Latten auf den Füssen im Schnee zu bewegen, fiel hier auf sehr fruchtbaren Boden. Zunächst dominierten nordische Disziplinen wie Langlauf und Springen, bevor Anfang der 1920er-Jahre das erste Abfahrtsrennen stattfand. Neues bot dann Davos mit dem ersten Skilift 1934.

Zudem setzte das Schweizer Militär auf Skis und überliess diese teils ausser Dienst der Lokalbevölkerung. Zum Massensport wurde Skifahren nach dem zweiten Weltkrieg, als die nicht versehrte Schweiz eine intakt-idyllische Bühne bot.

Emotionen und Exponate

Die Olympia-Schmach von Innsbruck, als 1964 alle Podeste anderweitig besetzt wurden, löste in der Schweiz die Spitzensportförderung des Bundes aus, mit Geldern, Trainerschulung et cetera. Was wirkte: 1987 wurden dann acht von zehn Goldmedaillen an der Ski-WM mit Morgenrot besungen. Das machte Ski vielerorts zum Wirtschaftsfaktor.

Die Massen von den Pisten in die gut wohnzimmergrosse Ausstellung zu locken, ist für das am Hungertuch nagende Sportmuseum eine ambitiöse Herausforderung. Emotionen sollen ziehen: Ein Video von einer Fahrt Bernhard Russis in den 70ern (samt TV-Turnübungen), ein Pokal von Rösli Streiff aus den 30ern, Skis von einst bis heute oder das legendäre Käsedress als erste Ganzkörperwerbung.

Persönliche Erinnerungen etwa von Schulskilagern haben viele, doch einige Exponate werden erst mit Erklärungen lebendig. Deswegen raten die Museumsverantwortlichen zur Führung, bestenfalls auf Anmeldung, damit Besucher all die Anekdoten nicht verpassen. Offen ist das Haus übrigens mittwoch- und freitagnachmittags sowie an einigen Sonntagen.

Erst Guides erschliessen Gästen auch das «Begehlager» des Museums, eine breite Fundgrube für Sportfans. Man erfährt so etwa, wie sich der einst elitäre Sport zum Jedermannsspass wandelte, oder dass im Skisport in der Schweiz schon früh Frauen wichtige Rollen innehatten, als Athletinnen wie auch als Funktionärinnen.

Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre. Angekündigt sind auch Auftritte von Skistars, als erster ein Talk mit Chantal Bournissen am 15. März.

www.sportmuseum.ch

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