Neun Monate nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ hat ein italienisches Gericht mit einer Voranhörung zu der Katastrophe begonnen. Zu Verhandlungsbeginn am Montagmorgen in Grosseto erschien auch Kapitän Francesco Schettino.
Schettino, der unter Hausarrest steht, führte in der Unglücksnacht das Kommando. Das Gericht wird entscheiden, ob und gegen wen ein Strafverfahren wegen des Unglücks vor der Toskana-Insel Giglio am 13. Januar eröffnet wird. Beim Unglück kamen 32 Menschen ums Leben.
Zur Eröffnung der Voranhörung, die mehrere Tage dauern wird, kamen Hunderte Beobachter, darunter auch Überlebende der Katastrophe und zahlreiche Anwälte. Wegen des grossen Andrangs fand die Verhandlung in einem Theater mit 1300 Plätzen statt. Mitarbeiter des Gerichts trugen etwa zwölf Kisten mit Dokumenten in den Saal.
Auf Grundlage von Expertengutachten, technischer Analysen, Filmaufnahmen und der Black Box des Schiffs sollen die Verantwortlichkeiten für die Katastrophe geklärt werden. Von besonderem Interesse sind die Manöver unmittelbar vor dem Unglück. Auch soll herausgefunden werden, warum das Schiff erst relativ spät evakuiert wurde.
Dazu werden auch Schettinos Funkgespräche mit der Küstenwache und seiner Reederei kurz nach der Havarie untersucht. Neben Schettino als mutmasslichem Hauptschuldigen laufen Ermittlungen gegen neun weitere Verdächtige, darunter sechs weitere Besatzungsmitglieder und drei Vertreter der Reederei Costa Crociere.
Dem inzwischen entlassenen Schettino wird vorgeworfen, dass er bei dem Unglück von Bord ging, ohne die Rettung der mehr als 4200 Passagiere abzuwarten. Ihm droht eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung infolge eines riskanten Manövers vor Giglio.