Im Skandal um manipulierte Abgaswerte zwingen Deutschland und Österreich den Autobauer Volkswagen zum Rückruf der betroffenen Autos. In der Schweiz wird noch abgewartet. Die VW-Importeurin Amag hofft, dass ihre Zusicherung auf einen freiwilligen Rückruf ausreicht.
Die Amag sei auf einen Rückruf vorbereitet und diesbezüglich in enger Abstimmung mit dem Bundesamt für Strassen (Astra). «Wir haben dem Astra zugesichert, dass wir die Rückrufaktion übernehmen und diese daher nicht von Amtes wegen angeordnet werden muss», teilte die Amag am Donnerstag mit.
Sobald die Amag die notwendigen Halteradressen vom Astra vorliegen habe, werde die Importeurin die betroffenen Kunden entsprechend informieren. Das Astra ihrerseits wartet ab und beobachtet die Situation, wie ein Sprecher am Donnerstag auf Anfrage sagte. Das Astra werde später entscheiden, welche Massnahmen ergriffen werden sollen.
Der Verkehrs-Club der Schweiz dagegen fordert eine sofortige Rückrufaktion. «Die Schweiz muss nachziehen», heisst es in einer Mitteilung des VCS.
In der Schweiz verkehren 128’802 Autos mit der manipulierten Abgassoftware aus dem Volkswagenkonzern. Weltweit sind 11 Millionen Fahrzeuge vom Skandal betroffen.
«Nötiges Mass an Kontrolle»
In Europa will VW insgesamt 8,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen, wie das Unternehmen am Donnerstagabend ankündigte. «Volkswagen wird aktiv auf seine Kunden zugehen und diese informieren», teilte das Unternehmen mit. Zuvor hatte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Deutschland entschieden, dass ein freiwilliger Rückruf nicht ausreichte. Österreich folgte dem Beispiel.
Das deutsche KBA zwingt VW zum verpflichtenden Rückruf von 2,4 Millionen Fahrzeugen. «Die angeordnete Rückrufaktion beginnt Anfang 2016», sagte der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt in Berlin.
«Das ist ein Rückruf in einer Dimension, die auch das nötige Mass an Kontrolle und Überwachung nötig macht», begründete der Politiker die Aktion, obwohl VW dies schon zuvor auf freiwilliger Basis angeboten hatte. Das Unternehmen arbeite aber konstruktiv mit den Behörden zusammen.
Wie lange die Reparaturen in Anspruch nehmen, ist derzeit aber noch unklar. Bis wann alle Autos wieder den Regeln entsprächen, sei noch offen, sagte Dobrindt. Ein nötiges Bauteil für einen Teil der Motoren, stehe laut VW erst in knapp einem Jahr zur Verfügung. Die Autos dürften aber weiter gefahren werden, da sie verkehrssicher seien.
Technische Lösung bis Ende November
Bis Ende November müsse Volkswagen die technischen Lösungen für die Fahrzeuge dem KBA erläutern, sagte Dobrindt. Konkret heisst das, das VW die eingebaute Software entfernen muss, mit der die Fahrzeuge erkennen konnten, wann sie auf einem Abgas-Prüfstand stehen.
Entsprechend reduzierte der Motor dann den Stickoxid-Ausstoss. Dies war zunächst in den USA aufgefallen. Dort drohen dem Autobauer hohe Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen. Inzwischen ermitteln Behörden weltweit gegen Volkswagen.
VW hatte dem KBA vergangene Woche einen Plan vorgelegt, wie der Betrug behoben werden soll. Dabei hatte der Autobauer auf freiwillige Reparaturen gesetzt. Dies lehnte das KBA ab. VW kündigte eine Stellungnahme an. «Wir prüfen derzeit noch den Bescheid», sagte ein Sprecher.
Tausende Lösungen nötig
Dobrindt hatte vergangene Woche bereits über Pläne von Volkswagen für einen umfassenden Rückruf berichtet. Davon seien Fahrzeuge mit Euro-5-Dieselmotoren der Grösse 2 Liter, 1,6 Liter und 1,2 Liter Hubraum betroffen.
Technisch spreche VW bei den 2-Liter-Motoren von einer Softwarelösung, die in diesem Jahr vorliegen solle und ab Beginn des nächsten Jahres neu aufgespielt werden könne. Bei den 1,6-Liter-Motoren werde zusätzlich zu einer neuen Software eine motortechnische Anpassung nötig sein, die laut Volkswagen nicht vor September 2016 zu erwarten sei.